Woher meine tiefe Faszination für Inseln stammt, kann ich offen gestanden nicht sagen. Fakt ist nur, dass sie mich in ihren Bann ziehen. Vielleicht liegt es daran, dass – egal in welche Richtung ich fahre – das geliebte Meer nie weit entfernt ist und mir oft schon hinter der nächsten Kurve entgegen glitzert. Auf Inseln fühle ich mich wohl und geborgen. Ich habe unzählige bereist, von Island und Spitzbergen ganz im Norden über die Balearen, Kanaren und Kapverden bis zu den sonnigen Inseln der Karibik, der Malediven und der Südsee.

Manche Eilande haben sich für immer in mein Herz gebrannt und stacheln meine Sehnsucht noch an anstatt sie zu stillen, wenn ich einmal da bin. Fünf dieser Lieblingsinseln stelle ich Dir nun vor, wobei die Numerierung keiner „Platzierungs-Liste“ entspricht.

1. La Digue

Von der drittgrößten bewohnten Insel der Seychellen habe ich hier schon ausgiebig geschwärmt.

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La Digue ist wirklich ein besonderer Ort, an dem ich mich wie an kaum einem anderen bei „Mutter Natur“ zu Gast fühle. Es gibt fast keine Autos, dafür sind die Diguois (=Einwohner von La Digue) und Touristen mit Fahrrädern unterwegs. Entschleunigung at its best. Stress oder Hektik sind hier Begriffe aus anderen Welten. Reges Treiben herrscht lediglich ab und zu in La Passe, dem einzigen kleinen Ort der Insel. Die Strände sind einmalig schön mit beeindruckenden Granitfelsen, manchmal wild, mit hohen Wellen wie die Grand Anse im Südosten, manchmal von herrlich türkis schimmernden Lagunen umgeben, die von den vorgelagerten Riffs gebildet werden, wie die Anse Source d’Argent.

Schon nach kurzer Zeit kenne ich mich auf dem 5 x 3,3 Kilometer kleinen Inselchen aus wie „in meiner Westentasche“ und entdecke gleichzeitig immer neue, versteckte Orte. Na gut, manchmal bekomme ich dabei Hilfe von netten Diguois, die mir ihre Lieblingsplätze zeigen 🙂

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2. Ibiza

Mein Herz eroberte Ibiza schon vor 20 Jahren. Und die Liebe hält an. Von allen Orten, die ich besucht habe, strahlt die Baleareninsel die stärkste Energie aus, was sicher auch ihrem enormen Magnetismus geschuldet ist und der Tatsache, astrologisch vom intensiven Sternzeichen Skorpion geleitet zu werden. Klar habe ich hier auch ausschweifende Parties gefeiert, aber vor allem erlebe ich Ibiza als einen spirituellen, magischen Kraftort – mal aufwühlend, mal regenerierend. Und immer inspirierend.

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Wenn ich in Ibiza-Stadt durch die verschlungenen Gassen des Viertels Dalt Vila streife, fühle ich mich wie in einer Zeitreise ins Mittelalter versetzt. Der Strand Aguas Blancas lässt mein Herz höher schlagen – mit seinem klaren Wasser und den massiven Sandsteinfelsen. Bei einem leckeren Bocadillo con Lomo an der rustikalen Strandbar vergesse ich die Zeit. Und dann ist da Salinas, einer der schönsten Strände, den Ibiza zu bieten hat – und die besten Beach Bars: Den Jockey Club und die legendäre Bar „Sa Trincha“, bei der die Schönsten der Schönen über einen langen Holzsteg ins Wasser schreiten wie über einen Laufsteg. Nur wenige hundert Meter weiter wurden früher große Steinquader aus der Steilküste gehauen und formen heute geometrische Meerwasser-Pools, in denen man – geschützt vor neugierigen Blicken – auch mal nackt planschen kann. Die stärkste Magie geht von Es Vedra aus, der mystischen Felseninsel vor der Südwestküste, die mich an einen Stegosaurus erinnert. Ihr gegenüber liegt der „verborgene Strand“ Sa Pedrera, bekannter unter dem Namen „Atlantis“, der nur vom Wasser aus oder bei einem recht anspruchsvollen Abstieg zu erreichen ist. Vor der Höhle oberhalb dieses überwältigenden Ortes, habe ich einmal eine denkwürdige Vollmondnacht gefeiert, umgeben von spektakulärer Natur, mit Menschen, die ich vorher nicht kannte – bis zu diesem tief verbindenden Erlebnis. Ibiza hält eben immer Überraschungen bereit…

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3. Moorea

In meiner Vorstellung hatte ich an die Südsee bzw. Französisch-Polynesien immer den Platz des „an-Schönheit-nicht-zu-übertreffenden-Traumzieles“ vergeben. Dann kam der Moment, an dem ich dieses ausgedehnte Paradies am Ende der Welt tatsächlich bereisen durfte – während einer Weltreise mit der MS Astor, auf der ich als Purser tätig war. Seitdem weiß ich: Die Südsee ist das „an-Schönheit-nicht-zu-übertreffende-Ziel“ schlechthin. Die türkis-grüne Lagune von Bora Bora ist mit Sicherheit die Schönste der Welt und Papeete auf Tahiti sich vielleicht die entspannteste Hauptstadt, aber mein Südsee-Herzensort ist – und wird wahrscheinlich immer sein – Moorea.

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Nur 17 Kilometer vom vulkanischen Tahiti entfernt ragt Moorea mit einem imposanten Gebirgszug bis zu 1.200 Meter empor, umgeben von einer herrlichen Lagune, die sich um die gesamte Insel erstreckt. Hübsche Wasserbungalows verschiedener Luxushotels stehen auf Stelzen mitten in der Lagune und erinnern an ein Südsee-Kitsch-Postkarten-Motiv. 2004, bei meinem Landgang von der MS Astor, lande ich auf einer kleinen vorgelagerten Insel – einem sogenannten Motu – auf dem zwei Freunde ein Paradies im Paradies geschaffen haben: Das Lagoonarium, dessen Clou ein kleines gelbes U-Boot ist, das in der Lagune verankert wurde und in das man hineinklettern kann, um in Ruhe die Unterwasserwelt zu beaobachten. Mit einer Piroge werde ich vom Ufer abgeholt und die wenigen hundert Meter zur Insel gebracht. Zu meiner Überraschung bin ich der einzige Gast und genieße daher die ungeteilte Aufmerksamkeit sämtlicher Meeresbewohner, die frei in der Lagune leben, aber genau wissen, dass sie im Lagoonarium den einen oder anderen Happen ergattern können. Nie zuvor – und auch nie danach – habe ich eine derartige, bunt-wimmelnde Anzahl an Fischen gesehen. Ich werde von einem Stachelrochen umarmt, von einer Meeresschildkröte in den Arm gebissen – womöglich dachte sie, ich wolle ihr den neben mir schwimmenden Fischköder streitig machen – und sehe mich Auge in Auge einem 3 Meter langen Ammenhai gegenüber, bevor die Jungs mich zu einem Snack in ihr selbst gebautes Open-Air-Restaurant einladen. Einer der schönsten Tage ever, ever 🙂

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Das Lagoonarium gibt es heute immer noch. Es hat sich zu einer der Haupt-Attraktionen Mooreas entwickelt – zu Recht – und die Wahrscheinlichkeit, der einzige Gast zu sein, tendiert gegen Null. Aber ach, was gäbe ich drum, nur noch einmal dahin zu reisen. Und dann nochmal, und nochmal…

4. Grenada

Das erste Mal habe ich Grenada wenige Monate vor der fast vollständigen Zerstörung durch den verheerenden Hurrikan „Ivan“ im September 2004 erlebt. Damals starben 38 Menschen und 85% aller Häuser in der Hauptstadt St. George wurden dem Erdboden gleich gemacht. Ebenso ein Großteil des Regenwaldes im Landesinneren und viele Gewürzpflanzen wie Muskat, Ingwer, Nelken, Zimt und Kakao, die Grenada den Spitznamen „Gewürzinsel“ einbrachten. Seitdem steigt die Produktion von Gewürzen nur langsam an, aber St. George strahlt wieder in altem Glanz. Diese kleine, wilde und ursprüngliche Karibikinsel, die vom Massentourismus bislang verschont geblieben ist, lässt mein Herz jedes Mal höher schlagen, auch wenn ich sie meist nur für einen Tag besuche – während einer Kreuzfahrt durch die Karibik. Vom Hafen fahren regelmäßig Wassertaxis zum bekanntesten Strand der Insel: Grand Anse.

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Diese kilometerlange, feinsandige Bucht ist jedoch nicht mein Lieblingsort, um den perfekten Tag auf der Insel zu verbringen, aber ich genieße es, bis zu ihrem Ende zu laufen – immer mit den Füßen im warmen seichten Wasser – um dann über die steilen Stufen eines Hotel-Resorts jenen Berg zu erklimmen, an dessen anderer Seite mein Traumstrand liegt: Morne Rouge Bay.

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Morne Rouge Bay, eine atemberaubende Bucht, habe ich jedes Mal fast für mich allein. Nur wenige Touristen wagen den etwas beschwerlichen Weg hierher. Ein Ort der Ruhe und Entspannung. Einfach unbezahlbar, im Schatten der zahlreichen Bäume zu dösen und ein erfrischendes Bad zu nehmen in dem riesigen „Privatpool“. Ach – und nicht zu vergessen Fantazia – die strandeigene Bar: Tagsüber eine beschauliche Strandbar, die zugegeben den stärksten Rum-Punsch der ganzen Karibik ausschenkt, mit einer Extra-Dosis geriebener Muskatnuss obendrauf – und abends ein heißer Club, in dem die Einheimischen feiern, als gäbe es kein morgen. Im Landesinneren wollen zahlreiche Quellen und Wasserfälle entdeckt werden, meist versteckt irgenwdo im Dschungel – es lohnt, sich dafür auf den Weg zu machen,

5. Virgin Gorda

Jedes Mal, wenn ich dieses kleine, zu den British Virgin Islands (kurz BVIs) gehörende Inselchen besuche – von der großen Schwesterinsel Tortola aus nur 40 Minuten mit der Fähre – sagt das Herz irgendwann: „Ich will hierbleiben“. Und der Verstand antwortet: „Das würde ich auch gerne, aber…“ Bislang konnte das Herz das „aber“ nicht ausräumen, aber eines Tages, wer weiß?

Virgin Gorda ist das Zuhause eines wahren Naturwunders: The Baths – in meinen Augen der spektakulärste Strand der Welt. Vom Anleger der Fähre fahren bunte Taxi-Trucks bis zum Eingang des The Baths Nationalparks. Der Eintritt kostet 3,- Dollar. Ein verschlungener Sandweg führt abwärts zum Strand, gesäumt von riesigen Granitfelsen, Palmen und Kakteen. Die mächtigen Felsen prägen auch den nur etwa 200 Meter langen Strand. 200 Meter Augenweide. Und Seelenbalsam. Der Sand fühlt sich an wie Seide, das Meer schimmert glasklar in allen Blautönen.

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Der Strand allein ist schon so zauberhaft, dass es keine Steigerung geben kann. Dachte ich beim ersten Mal. Aber weit gefehlt: Am südlichen Ende – zwischen den Felsblöcken – beginnt der Devil’s Trail, ein Weg, der The Baths mit der nächsten kleinen Bucht – der Devil’s Bay – verbindet. Es geht auf kleinen Holzleitern über die Felsen, darunter hindurch und durch Höhlen, die vom seichten Meer geflutet werden. Adrenalin. Gänsehaut. Glückshormone.

Bevor ich mich am späten Nachmittag schweren Herzens wieder von dem bunten Truck zum Fähranleger fahren lasse, statte ich noch dem Restaurant am Eingang des Nationalparks einen Besuch ab. Herrlich, kurz die Beine in den Pool baumeln zu lassen und die phantastische Aussicht zu genießen. Einfach festhalten den Moment. Bis zum nächsten Mal…

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Fotos: (c) Ines Laufer, Lagoonarium Moorea, Philippe Vinckier

 

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