Zwischen Mittelalter und Moderne. Tallinn rockt!

Was für eine Stadt! Ich bin immer noch ganz hin und weg – auch wenn meine Reise in die estnische Hauptstadt schon zwei Wochen zurück liegt. Gemeinsam mit meiner Lieblingskollegin Katja habe ich während der „weißen Nächte“ ein Wochenende in der liebenswerten Metropole im Baltikum verbracht und wäre gerne noch länger geblieben. Aber ein nächstes Mal gibt es auf jeden Fall 🙂

Tallinn ist eine Stadt der Kontraste, in der Mittelalter und Moderne ineinander fließen – und ich habe mich in beide Facetten verliebt. Da gibt es den geschichtsträchtigen Stadtkern mit der alten Stadtmauer und seinen prachtvollen Kirchen – z.B. der Alexander Newsky Kathedrale – und den engen Kopfsteinpflaster-Gassen auf dem Domberg, auf dem im 11. Jahrhundert die Grundsteine für die Stadt gelegt wurden. Hier haben wir über airbnb auch unser „Zuhause auf Zeit“ gefunden, in einer historischen Gasse mit dem lustigen Namen Toom Rüütli.

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Von hier aus sind es nur wenige Gehminuten bis zu der beliebten Aussichtsplattform Kohtuotsa Vaateplatvorm, von der aus sich ein wunderbarer Blick über die Altstadt bis zum Hafen bietet – sowohl am Tag als auch bei der mitternächtlichen Dämmerung.

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Die Aussicht ist wirklich toll – aber der eigentliche Star an diesem Ort ist eine Möwe, die den ganzen Tag auf der Mauer der Plattform verbringt und sich super-lässig von den Touristen fotografieren lässt – gegen ein kleines Entgeld in Form eines leckeren Häppchens zwischendurch. Auch Katja und ich haben den possierlichen Vogel porträtiert, dem seit kurzem sogar ein eigener Account bei Instagram gewidmet ist 🙂

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Überhaupt ist das stets präsente Lachen der Möwen mein liebster Sound in dieser Stadt, denn es verrät mir ebenso wie der milde maritime Duft, den ich tief einatme: „Hier bin ich am Meer.“

Von der mittelalterlichen Beschaulichkeit trennt mich nur ein Katzensprung vom ganz modernen Tallinn, dessen Glasfassaden-Skyline ich am besten mit einem eisgekühlten Cocktail auf der Dachterrasse der 24. Etage des Hotels Radisson Blu genießen kann. Herrlich ist es hier oben und irgendwie romantisch und so bleibe ich bis weit nach Mitternacht. Dabei ist die Sonne gerade erst untergangen.

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Bist Du jetzt ein bisschen neugierig geworden auf Tallinn? Gut, dann verrate ich Dir gerne meine Highlights. 🙂

Altstadt

Das historische Stadtzentrum, das 1997 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt wurde, atmet eine fast 1000-jährige Geschichte. Was für eine Freude es doch ist, durch die kleinen, von bunten Häusern gesäumten Gässchen zu schlendern – aber Achtung: Flache Schuhe sind ein Muss! Die runden Kopfsteine ruinieren gnadenlos jeden HighHeel. Immer wieder eröffnet sich ein malerischer Blick von diversen Aussichtspunkten entlang der original aus dem 12. Jahrhundert erhaltenen Stadtmauer. Der Rathausplatz mit seinen mondänen Gildehäusern und traditionellen Restaurants ist zwar wunderschön, aber gerade jetzt im Sommer touristisch so überlaufen, dass es sich lohnt, ihn in den ruhigeren Seitenstraßen einfach zu umgehen.

Das „Alternative Viertel“ Telliskivi Loomelinnak

Hier wurden früher die Züge der Baltic Railway gebaut: Ein Industrie-Komplex mit 11 Gebäuden und Hallen. Heute kreatives Heim für Design, Kunst, Kultur, Bars, Cafés und Restaurants. Ein spannendes Areal voller Esprit und industriellem Charme, Street-Art, Graffiti und mehr.

Info: Telliskivi Loomelinnak, Telliskivi 60a, 10412 Tallinn, Telefon: +372 504 7353

Master’s Courtyard

In diesem urigen Innenhof in der Altstadt scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Wir fühlen uns direkt ins Mittelalter versetzt. So ähnlich könnte es hier ausgesehen haben. Hinter den einladenden Holztüren verbergen sich kleine Geschäfte, in denen kunstvolle Holzarbeiten, Keramik, traditionelle Mode mit viel Spitze und Schmuck angeboten werden. Alles handgefertigt und wir können den Künstlerinnen sogar über die Schulter schauen bei der Arbeit an ihren wunderbaren Kreationen.

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Info: Master’s CourtyardVene 6, 10123 Tallinn, Telefon: +372 504 6113

Maritimes Museum Seaplane Harbour

Die riesige Halle des ehemaligen Seaplane Hangars ist heute das Zuhause für über 100 historische und moderne Schiffsmodelle und Seezeichen, Torpedos und Wasserflugzeuge. Sehenswert nicht nur für Technik-begeisterte Männer 🙂 Hauptattraktion ist das knapp 60 Meter lange, 1936 vom Stapel gelaufene U-Boot EML Lembit, das einzige aus der Vorkriegszeit erhaltene estnische U-Boot. Durch die enge Torpedoladeluke klettern wir in den Bauch des Bootes. Puuuh, sicher nichts für Klaustrophobiker, aber interessant und ein bisschen bedrückend sich vorzustellen, wie es für die 4 Offiziere und 28 Besatzungsmitglieder wohl gewesen sein muss, in dem Stahlkoloss eingeschlossen auf dem Meeresgrund unterwegs zu sein. Wir atmen erst einmal tief durch, als wir aus dem Schiff herausklettern und gönnen uns einen Kaffee im Restaurant Maru, von dessen Galerie aus die ganze Halle bestens überblickt werden kann. Zum Schluss gehts nach draußen, denn an der Pier liegt der über 100 Jahre alte Eisbrecher Suur Tõll und lädt zur Besichtigung ein.

Info: Seaplane Harbour Maritimes Museum, Vesilennuki 6, 10415 Tallinn. Telefon: +372 620 0545. Geöffnet täglich von 10:00 bis 19:00 Uhr. 

Eintritt für Erwachsene: 14,-Euro. Zum Glück haben wir die Tallinn-Card (ab 32,-Euro für 24 Stunden bis 52,- Euro für 72 Stunden), mit der wir nicht nur unbegrenzt Tallinns Nahverkehr inklusive der „hop on hop off“-Sightseeing-Busse nutzen können, sondern eben auch den Eintritt in zahlreiche Museen sparen 🙂

Kadriorg

Von Tallinns Innnenstadt fahren wir nur wenige Minuten bis zum nordöstlichen Stadtbezirk Kadriorg. Wir möchten unbedingt das barocke Schloss Katharinenthal sehen, das als eines er schönsten Schlösser im ganzen Baltikum gilt. Die farbenfrohe Fassade leuchtet uns schon von weitem entgegen, auch wenn am Himmel heute vorwiegend dicke graue Wolken vorbeiziehen. Das Schloss beherbergt das estnische Museum für ausländische Kunst und wird von einer großzügigen Parkanlage mit prächtigen Springbrunnen bunten Blumenrabatten gesäumt.

Ein kurzer Spaziergang führt uns an Meer – an einen kleinen sandigen Strandabschnitt, der sich heute idyllisch und fast menschenleer zeigt, an sonnigen Sommertagen aber viele Badegäste anzieht. Herrlich, sich die frische salzige Brise um die Nase wehen zu lassen 🙂

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Info: Schloss Katharinenthal,  A. Weizenbergi 37, 10127 Tallinn. Telefon:  +372 606 6400

Falls Du jetzt Lust bekommen hast, diese wunderbare Stadt am Finnischen Meerbusen selbst einmal zu besuchen, habe ich hier noch ein paar Infos:

So kommen wir hin: Die günstigsten Direktflüge gehen mit Ryanair ab Düsseldorf/Weeze für 53,- Euro und ab Bremen für ca. 80,- Euro für den Hin- und Rückflug. Außerdem fliegt Adria-Airways ab München für ca. 195,- Euro hin und zurück. Mit Air Baltic gehts ab Berlin Tegel ab 97,-Euro direkt nach Tallinn und zurück. Teurer aber ebenfalls direkt fliegt Lufthansa ab Frankfurt für ca. 300,- Euro.

So wohnen wir: In Tallinn können wir aus einem großen Angebot an Übernachtungsmöglichkeiten wählen. In sehr guten Vier- und Fünfsterne-Hotels können wir zu zweit bereits ab 75,- Euro pro Nacht inklusive Frühstück nächtigen. Gute Zwei- und Dreisterne-Hotels gibts schon für 45,- Euro inklusive Frühstück, z.B. über trivago.

Katja und ich wollten unbedingt zwei Schlafzimmer und außerdem viel Platz sowie das Gefühl, abends wirklich „nach Hause“ zu kommen – und nicht als Touristinnen ins Hotel. Bei airbnb haben wir schließlich unseren Wohntraum gefunden, ganz oben auf dem Domberg, in einem historischen Gebäude: 140 Quadratmeter Gemütlichkeit mit alten Holzbalken, wunderschönen Ziegel-Details an den Wänden, weißen Rundbögen im loftartigen Wohnbereich, der direkt in die prima ausgestattete Küche übergeht. Die beiden Schlafzimmer sind herrlich geräumig, die Betten kuschelig. Und das Bad der Hammer mit Sauna und riesiger Badewanne. Ach, wir hätten es hier ewig aushalten können. Im Sommer kostet das Appartment ab 150,- Euro pro Nacht, im Herbst und Winter ab 99,- Euro.

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Solltest Du jetzt „Appetit auf mehr“ bekommen haben, geht es hier zu dem Beitrag „Schlemmen und Genießen in Tallinn“.

Fotos: (c) Katja Kröger (Instagram: @sculfur.analog), Ines Laufer

Ein herzliches Dankeschön geht an die Tourismusförderung Estlands und an airbnb für die Unterstützung dieser tollen Reise!

 

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8 Comments

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    1. Hallo Teo – oh ja, diese Stadt solltest Du gesehen und erlebt haben! Am besten wirklich im Juni, wenn die Nächte herrlich kurz und die Tage megalang sind. Es ist etwas günstiger als in Deutschland – gerade essen gehen und so. Habe in dem zweiten Artikel über Schlammen und genießen in Tallin einige Restaurants mit Preisen als Vorschlag 🙂 Wünsche Dir ganz viel Spaß dort

  1. says: Chris

    Lieber Reisejunkie, ich habe mit Begeisterung jeden Artikel gelesen, aber den hier finde ich besonders schön. Ich habe letztes Jahr eine Ostseekreuzfahrt gemacht und war auch in Tallinn. Eine Klasse Stadt und Du hast das schön eingefangen. Finde ich super.

    1. Danke, Chris, das freut mich sehr, dass Dir mein Blog und auch dieser Artikel gefallen 🙂 In Kürze gibts den zweiten Tallin-Teil. Dann wird es ums Schlemmen und Genießen gehen. Also stay tuned …