Reisen und die Sache mit der Ethik

Die Inspiration zu diesem Artikel erhielt ich durch eine spannende Diskussion, die kürzlich von der Reisenacht auf Twitter geführt wurde. Es ging um die Frage, wohin wir ruhigen Gewissens reisen können und ob wir der Auswahl unserer Reiseziele ethische Prinzipien zugrunde legen (sollten).

Ich selbst reise seit vielen Jahren mit einer (leider immer länger werdenden) „Blacklist“ an Ländern, die ich strikt meide, weil der dortige Umgang mit Menschen oder Tieren meinen ethischen Grundprinzipien massiv widerspricht. Gleichzeitig erkenne ich am Reiseverhalten der Mehrheit meiner Mitmenschen, dass ich mit dieser Haltung eher die Ausnahme bin: Im kollektiven Bewusstsein ist bislang noch nicht die Erkenntnis verankert, dass wir mit unseren Entscheidungen, in ein bestimmtes Land zu reisen – oder eben nicht – Einfluss nehmen (können) auf Veränderung oder Fortbestand der Zustände. Oder frei nach Molière:

Wir verändern die Welt nicht nur durch das, was wir tun, sondern auch durch das, was wir nicht tun.

So war bei der Twitter-Diskussion mehrmals die Rede davon, wir könnten an inakzeptablen Verhältnissen in einem Land „nichts ändern bzw. nicht helfen, nur weil wir einfach wegblieben.“ Das sehe ich völlig anders. Denn die Entwicklung von Gesellschaften folgt in erheblichem Maße ökonomischen Mechanismen. Und natürlich falle ich als einzelner Mensch kaum ins Gewicht. Doch wenn viele einzelne Menschen sich dafür entscheiden (und es auch entsprechend kommunizieren), aufgrund systematischer Menschenverachtung oder Tierquälerei bewusst auf Reisen in ein bestimmtes Land zu verzichten, kann auf die verantwortlichen Regierungen ein erheblicher Handlungsdruck ausgeübt werden. Die Gründerin des wunderbaren Blogs Couchabenteurer und Initiatorin der Reisenacht-Diskussion – Marlene Rybka – schreibt in ihrem Artikel „Die miese Seite der Welt. Ethik auf Reisen“ dazu folgendes:

Als Reisender bringe ich Geld ins Land und unterstütze damit die Volkswirtschaft aka auch die Regierung. Und so lange die keinen Einfluss nimmt oder selbst ihr Handeln ändert, gibt es von mir kein Geld und auch keine mediale Unterstützung. Denn jede Reise wird heutzutage ja auch von SocialMedia begleitet und animiert vielleicht zum Nachreisen.

So einfach ist das.

Doch es geht gar nicht nur drum, was wir mit unserer Präsenz oder Abwesenheit an einem Ort auslösen – welche Signale wir damit nach außen senden – sondern vielmehr geht es darum, was es mit uns macht, welche Wirkung auf unser Inneres ein Umfeld der Unterdrückung, Gewalt und Quälerei ausübt. Es geht um Empathie, die – wenn wir sie ernst nehmen – uns schlichtweg verbietet, uns in gewalttätige, repressive Systeme zu begeben (und sie durch unsere Reisen zu fördern). Und schließlich geht es auch um unsere eigene Würde.

Bestimmt möchtest Du wissen, welche Länder denn nun auf meiner Blacklist stehen – und aus welchen Gründen. Darum gibt es jetzt einen Auszug – aber Achtung – es ist harter Tobak dabei und auf „political correctness“ verzichte ich bewusst:

Malediven? Nein, danke! Ägypten? Niemals! Kenia? Oh, No! Dubai? Für kein Geld der Welt. China? Im Leben nicht!

Ein generelles Ausschlusskriterium ist für mich der Islam als vorherrschende Staatsreligion und die damit verbundene systematische, gewaltsame Unterdrückung von Frauen und Mädchen. Keinen einzigen Cent sollen diese frauenfeindlichen Regime von mir bekommen – in denen Frauen wie Ware gehandelt, verschleiert, eingesperrt und betraft werden (bis hin zum Mord), wenn sie – auch nur vermeintlich – gegen die rigiden Vorschriften verstoßen. Gleichzeitig finde ich die massive Einschränkung meiner persönlichen Freiheit in diesen Ländern unerträglich.

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Nehmen wir z.B. die Vereinigten Arabischen Emirate, Dubai. Abu Dhabi. Mich verstört zutiefst der künstliche Hype um diese Destinationen, hinter deren Pseudo-Moderne nicht mehr und nicht weniger als finstere Scharia-Staaten voller Doppelmoral stehen: Sich am Strand (oder sonstwo in der Öffentlichkeit) beim Küssen mit dem Freund erwischen lassen? Ganz schlechte Idee, denn es geht ab ins Gefängnis. Als Ausländerin auf Facebook was posten, das den Klerikern nicht gefällt? Ab ins Gefängnis. Als Ausländerin Opfer einer Vergewaltigung werden und den „Fehler“ begehen, die Tat bei der Polizei zu melden? Ab ins Gefängnis, usw. usf…

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Gleichzeitig blüht der Menschen- und Sklavenhandel hinter den schmucken Glasfassaden der Wüsten-Retortenstädte. Besonders Mädchen und Frauen aus Asien und den Ostblockstaaten schachern sich die Scheichs gegenseitig zu – und westliche Touristen kurbeln das Geschäft mit den Zwangsprostituierten an. Kennst Du den Film „Taken – 96 Hours“ mit Liam Neeson? Nun – der Hintergrund des Plots ist alles andere als Fiktion, sondern es spielt sich tausendfach genauso ab: Ein Freund von mir hat als Bodyguard in Dubai gearbeitet, bis er es nicht mehr aushielt, seinen millionenschweren Arbeitgeber auf „Parties schützen“ zu müssen, auf denen 12-jährige russische Mädchen zuvor auf Heroin gesetzt und dann meistbietend verkauft wurden…

Wie wollen wir allen Ernstes in eine solche Umgebung reisen, ohne den Verstand zu verlieren?

Als weiteres Beispiel seien die Malediven genannt. Ein Paradies? Mitnichten! Vielmehr ein potentielles Paradies auf dem direkten Weg zur islamistischen Diktatur.

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Seit im Jahr 2012 der erste demokratisch gewählte Präsident Mohamed Nasheed gestürzt und inhaftiert wurde, wird die Inselgruppe mit fester islamistischer Hand regiert. Außerhalb der Touristen-Scheinidylle sind Alkohol und Schweinefleisch verboten. Auch Massagen in den SPAs der Luxushotels soll es bald nicht mehr geben. Die einheimischen Frauen und Mädchen werden entrechtet und mit Scharia-Normen terrorisiert. Die Verurteilung eines 15-jährigen Vergewaltigungsopfers zu 100 Peitschenhieben oder die Einführung der Genitalverstümmelung an Mädchen seien nur als ein Beispiele von vielen genannt. Nicht zuletzt haben sich die Malediven zu einer Hochburg der Anhänger des IS entwickelt, die offen in den Straßen Malés für die islamische Radikalisierung und gegen Demokratie demonstrieren.

Und da sollen wir hin wollen – Hirn und Herz ausschalten – und so tun als sei es das Paradies?

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Ähnliche bedrückende Entwicklungen erleben wir in Indonesien und Malaysia, weshalb mittlerweile auch diese Staaten auf meiner Blacklist gelandet sind.

Ägypten, Kenia, Tanzania, Senegal und überhaupt der Großteil der Länder auf dem afrikanischen Kontinent gehören für mich ebenfalls zu den absoluten NO-GO-Gebieten. Aus dem einfachen Grund, weil dort – zum Teil flächendeckend – eines der widerlichsten Verbrechen verübt wird, das ich kenne: Die genitale Verstümmelung kleiner Mädchen durch Herausschneiden ihrer Klitoris und Schamlippen und nicht selten dem Vernähen der Hautreste der Vagina zu einer Mini-Öffnung. Um sie später möglichst gewinnbringend als „Jungfrauen“ verkaufen (=euphemistisch: verheiraten) zu können.

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Wenn 9 von 10 (!) Menschen eines Landes – z.B. in Ägypten oder bei den Samburu und Maasai in Kenia – ganz systematisch und selbstverständlich und natürlich im Wissen der Folgen eine derart sadistische Gewalt gegen ihre Kinder verüben, geduldet oder sogar gefördert von den jeweiligen Regierungen, dann ist das mit Verlaub pathologisch. Und ich möchte von diesen Gewalttätern – ja, auch der „nette“ Taxifahrer oder der freundlich lächelnde Hotelangestellte“ oder der TourGuide – ganz einfach nicht umgeben sein. Allein die Vorstellung ist schier unerträglich.

Der Gipfel der Perversion sind für mich in diesem Zusammenhang die westlichen Sextouristinnen, die sich in Kenia oder Gambia für Geld von jenen Typen durchvögeln lassen, die ihre eigenen Kinder verstümmeln, ausschließlich verstümmelte Mädchen als „Ehefrauen“ kaufen, zu Hause einsperren und verprügeln, wenn sie nicht gehorchen. Entschuldigung, aber das ist krank.

Sollen wir uns wirklich an einen Strand legen oder Steinpyramiden gucken oder auf Safari gehen wollen, wo direkt um die Ecke kleine Mädchen derart gequält und misshandelt werden? 

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Last but not least ist da die Sache mit den Tieren.

Es gibt sicher in den meisten Ländern – auch in Europa – viel „Luft nach oben“ was den Schutz von und artgerechten Umgang mit Tieren betrifft. Ich setze daher keinen Idealzustand voraus, um mich für oder gegen eine Reise in ein bestimmtes Land zu entscheiden. Und doch habe ich bestimmte Grenzen, deren deutliche Überschreitung China, Vietnam und Südkorea auf meine Blacklist katapultiert hat, alleine deshalb, weil jedes Jahr 2,5 Millionen (Südkorea), 5 Millionen (Vietnam) bis 10 Millionen (China) Hunde – in erheblicher Anzahl aus Privathaushalten gestohlen – auf viehischste Weise gefoltert, lebendig gehäutet, bei lebendigem Leibe gekocht und dann gefressen werden im wahrsten Sinne des Wortes – auch von westlichen Reisenden, für die ich mich an dieser Stelle in Grund und Boden schäme.

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Es ist das unfassbare Ausmaß an Bestialität gegenüber Tieren – und da ist das millionenfache Foltern und Abschlachten von Hunden de facto nur die Spitze des Eisberges – das meinen durchaus vorhandenen Wunsch nach einem Sonnenuntergang an der Halong-Bucht oder einer Flussfahrt auf dem Mekong oder dem Flanieren durch die Straßen von Seoul begräbt unter der Abscheu gegenüber der kollektiven Grausamkeit. Genau die möchte ich durch meine Reisen weder indirekt unterstützen noch Menschen begegnen, die das als „normal“ ansehen, noch will ich den gequälten Kreaturen in die Augen sehen müssen in dem Wissen, ihnen nicht helfen zu können.

Das gleiche gilt für Japan und die Faröer für ihre völlig sinnlosen, brutalen Massenschlacht-Events an Grindwalen und Delfinen. Da gilt auch keine Ausrede à la „das ist halt Tradition“, denn die Zeiten haben sich geändert – und niemand verhungert heutzutage, wenn er kein Wal- oder Delfinfleisch zwischen die Zähne bekommt. Im Gegenteil: Die Tiere sind mittlerweile so vergiftet mit Schwermetallen, dass sie als ungenießbar gelten und nur noch aus reinem Vergnügen getötet werden.

Schlussbemerkung

Mir ist klar, dass jeder eine andere Schmerzgrenze hat hinsichtlich der Dinge, die um einen herum passieren – und wer im vollen Bewusstsein der aufgezählten Fakten guten Gewissens in diese Länder reisen möchte: Bitteschön. Den Großteil der Touristenströme in besagte Länder sehe ich jedoch von Gedankenlosigkeit und Ignoranz getragen und das finde ich fatal – nicht nur im Hinblick darauf, dass sie die Zustände zementieren helfen.

Ich wünsche mir insgesamt mehr Achtsamkeit, Aufmerksamkeit, Sorgfalt und Konsequenz bei der Auswahl der Reiseziele – in unserem eigenen Interesse und im Sinne von Veränderungen hin zu lebenswerteren Verhältnissen.

Wie sieht es bei Dir aus? Nach welchen Kriterien entscheidest Du, in welches Land Du reist oder nicht?

Fotos: (c) Ines Laufer, Mac Qin/Flickr (2), Dying Regime/Flickr (2), Karah/Flickr, Lee Ashley/Flickr, Michael Theis/Flickr, Soqotra/Flickr, Carol P./Flickr, CDC Wittyfeyed, Soi Dog Foundation

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50 Comments

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  1. says: Mario

    Der Kern ist doch einfach. Erstmal müssen wir ALLE im Westen weniger reisen, das betrifft leider auch Reiseblogger. Die Auswirkungen auf Mensch und Natur sind einfach zu katastrophal. Wird aber gerne unter den Teppich gekehrt. Am Ende geht es doch immer um EIGENE Selbstverwirklichung…leider mit ziemlichen Konsequenzen. 5 Jahre in einem Krankenhaus arbeiten ist leider nicht so spannend wie um die Welt zu reisen, wohl aber sinnstiftender und vor allem nachhaltiger.

    Yolo!

  2. says: Raphaela

    Hi Ines!
    Ich finde deine Einstellung richtig und gehe völlig mit dir konform. Eher würde ich nie wieder irgendwo Urlaub machen als mein Geld in solche Länder zu tragen, um auch noch zu unterstützen, was die treiben. Lass dich nicht verunsichern und bleib deinen Prinzipien und deiner Seele treu.

    Auf meiner Blacklist stehen China, Japan, Vietnam, Indonesien, die Philippinen, Indien, Türkei, UAE, Saudi, Sudan, Kenia, Tansania, Spanien Festland, Malaysia

    Meine nächsten gebuchten Reiseziele sind Mosambik, Südafrika, Seychellen.
    Die nächsten in Planung Franz. Polynesien (Tuamotus), Palau und die Baja California (Mex).
    Weißt du über diese Regionen negatives, von dem ich nichts weiß?

    Oberste Priorität haben für mich Tier- und Umweltschutz (Weltmeere v.a.)

    Liebe Grüße
    Raphaela

  3. says: Uli.S

    + Länder deren Regierung sich wie ISIS aufführt (Iran, Saudi-Arabien)

    + Länder die sich arschlochhaft zu LGBT Verhalten (Fast alle islamischen Länder, Russland, uganda, Simbabwe, Jamaica)

    + Nordkorea, Eritrea, weil krankes politisches System.

  4. Hi Ines,
    grundsätzlich verstehe ich, was Du meinst, allerdings schmeisst Du ein paar Länder zusammen, die in dieser Form nicht reinpassen.

    Ich war letztes Jahr selbst zum ersten Mal in Kenia – wenn auch nur für 4,5 Tage in Nairobi und in der Masai Mara. Aber ich habe die Möglichkeit genutzt, mit Kenia Tourismus zu reden. Dein Bild des Sextourismus ist aus den 90er Jahren. Das Land leidet mittlerweile extrem unter den Folgen des Terrorismus, der aus Somalia importiert wird. Kenia ist westlich orientiert und christlich, Somalia stark muslimisch. In Kenia wird mittlerweile stark auf qualitativ hochwertigen Tourismus geachtet, der Billigtourismus der 90er ist nicht mehr erwünscht, da er kaum Geld ins Land bringt. Exkursionen, nachhaltige Safaris, Geld für die Einwohner auch der Gebiete, die etwas abgelegener sind. Nairobi entwickelt sich zur inoffiziellen Hauptstadt von ganz Afrika – wegen der vielen NGOs, die sich dort niedergelassen haben.
    Mein heisser Tipp: Nimm Dir für Nairobi etwas mehr Zeit und stürze Dich in das lebhafte Nachtleben. Denn die Kenianer haben gelernt, dass Strassenkriminalität auf Dauer schadet. Eine geile Kneipen- und Restaurantszene aber, in der sich Gäste, Touristen, Expats und Einheimische miteinander vergnügen, essen, trinken, tanzen können, bringt allen viel mehr:
    http://www.legourmand.de/2015/12/23/top-bars-restaurants-you-have-to-go-in-nairobi/

    Es ist alles auf einem guten Weg. Das Land wird immer demokratischer, immer moderner. Natürlich zuerst die Hauptstadt. Doch Wifi ist auch in der Masai Mara selbstverständlich. Fast jeder Kenianer hat ein Mobiltelefon.

    Diesen Weg gilt es mit unseren Geldern aus dem Tourismus zu unterstützen. Und wenn ganz wenige der indigenen Stämme noch Genitalverstümmelungen praktizieren, so ist das nicht im Interesse des Staates. Im Gegenteil, es werden Gelder in Aufklärung investiert.
    Natürlich wandelt sich ein Staat, ein Vielvölkerstaat zumal, nicht von heute auf morgen. Auch Deutschland hat in den letzten 100 Jahren extreme Entwicklungssprünge mitgemacht. Und so mancher Wandel funktioniert eben nur über Öffnung durch Tourismus.
    Keep on travelling! 🙂

    1. Dankeschön für Deinen ausführlichen Kommentar, lieber Götz. Habe mich auch schon auf Deinem Blog umgesehen – gefällt mir sehr, zumal „La Gourmandise“ und Kreuzfahrten bei mir ja ebenfalls große Themen sind.
      Was Kenia angeht, kommen wir wohl auf keinen gemeinsamen Nenner: Sextourismus insbesondere durch „weiße Frauen“ ist nach wie vor massiv verbreitet. Fahr mal an die Küste – da wird Dir übel. Ich bekomme regelmäßig Erfahrungsberichte von befreundeten NGOs, die in Kenia tätig sind – aber ich verstehe schon, dass die Tourismusverantwortlichen das Thema schönreden wollen.
      Genitalverstümmelungen sind eben kein Problem „ganz weniger indigener Stämme“ sondern ein landesweites Problem mit fast jedem zweiten Mädchen als Opfer! Wie ich bereits erörterte, möchte und werde ich mich in einem solchen Gewaltumfeld nicht bewegen und schon gar nicht finanziell unterstützen. Die Regierung und Behörden schauen regelmäßig weg anstatt konsequent durchzugreifen – und DAS ist erst recht nicht hinnehmbar.
      Nein – Kenia bleibt auf meiner Blacklist, daran änder auch kein „lebhaftes Nachtleben“ etwas…

  5. says: helga

    Liebe Ines, der Artikel scheint grosse Wellen zu schlagen. Ich kann dich verstehen, dass du vor allem islamische Länder meidest. Das ist dein gutes Recht. Trotzdem ist niemals alles nur schwarz/weiss. Und auch die #netten# Staaten haben oft Dreck am Stecken oder eine dunkle Vergangenheit. Aber die Menschen in den Ländern sind doch nicht einfach per se #barbarisch#. Viele Umstände, Korruption und vor allem Armut treiben ihre Blüten. Es ist wichtig, auch mal Hinter die Fassaden zu schauen, um zu verstehen. Die #schwierigen# Staaten brauchen Öffnung und Einflüsse von Aussen!
    Zudem wären sehr viele Länder boykottierungswürdig: Ungarn, Türkei (Pressefreiheit, Züge einer Diktatur), USA (Todesstrafe), China, Vietnam, Thailand (Todesstrafe, Tierwohl…), Indien (immer noch das Kastensystem) …. somit könnte man konsequenterweise ja kaum noch irgendwo hin ausser in die Mitteleuropäischen Länder. Wobei Spanien ja der Stierkampf hat. Und vor 70 Jahren wurden in D die grössten Verbrechen der Menschheit beganen.
    Aber es ist dasselbe, wenn man einfach als Vegetarier kein Fleisch isst. Man muss aktiv etwas bewirken! Und zwar nicht mit dieser Hasskeule. Sondern mit Dialog und Vorbildern.

    1. liebe Helga – danke für Deinen Kommentar. Was das „Schwarz/Weiß“ angeht, nun, Gewalt und Unterdrückung sehe ich immer als „schwarz“ und damit ganz klare Ausschlusskriterien.
      Ich würde aber nicht so weit gehen, Menschen als „barbarisch“ zu bezeichnen – selbst wenn sie es per Definition (unmenschlich, verroht) sind – denn der Begriff impliziert auch eine gewisse Entschuldigung – nach dem Motto, „die sind halt unzivilisiert, die können nicht anders.“ Die Gewalt, um die es mir geht, hat System – und dieses System ist auch im Prinzip einfach zu verstehen – dafür muss ich mich nicht dorthin begeben.
      Ich betrachte auch nicht die Vergangenheit sondern das „Hier und Jetzt“, denn darin bewege ich mich schließlich.
      Was die Merkmale und Kriterien betrifft, auf Reisen in Länder besser zu verzichten, habe ich m.E. wirklich nur die ganz krassen „Fälle“ genannt – und selbst DIE sind für viele schon nicht nachvollziehbar und die finden es prima, dort rumzureisen und sie als „tolle Reiseländer“ zu bewerben – aus Ignoranz, Gedankenlosigkeit oder Denkfaulheit heraus. Mein Verständnis dafür – sorry – ist gleich Null und das sage ich auch deutlich – auch wenn es manchen nicht passt.

  6. says: Sabine

    Liebe Ines,

    Generell finde ich es gut und wichtig, mit der Überlegung der Reiseziele auch ethische Geundsätze miteinzubeziehen. Es ist wichtig, sich Gedanken zu diesen Themen zu machen. Das sollten wir alle Reisenden viel mehr tun! Allerdings finde ich persönlich die Schlussfolgerung, bestimmte Länder aufgrund eines Missstandes überhaupt nicht zu bereisen, nicht generell die richtige. Denn oft kann viel mehr Einfluss durch Entscheidungen vor Ort genommen werden. – Wie z.B. eine Veranstaltung (sei es Stierkampf, Rodeo o.ä.) zu besuchen oder eben nicht. Und über die Gründe zu sprechen. Wenn wir nämlich die Menschen vor Ort wissen lassen, was uns „Besuchern“ ihres Landes gefällt, was nicht oder was unsere eigenen persönlichen Grenzen überschreitet, kann sich mehr bewegen als durch nicht-bereisen. Auch hängt bei der Frage, wen ich mit meiner Reise unterstütze, viel vom persönlichen Reisestiel ab – z.B. Unterkunft in privaten Unterkünften oder in staatlichen Hotels (Beispiel Kuba, Myanmar,…). Auch so kann man Gutes bewegen – und nicht nur aussitzen.

    Viele Grüße

    1. Liebe Sabine, danke für Deine Zeilen und Deine Überlegungen, die viel mit denen von Chrissy und Lynn gemeinsam haben – und auf die ich bereits ausführlich geantwortet habe. Wenn Du magst, wirf’doch einen kurzen Blick auf die Antworten, dort erörtere ich noch einmal detailliert, warum das „Nicht-Hinreisen“ unter gewissen Voraussetzungen die einzige Option ist für mich.

  7. says: Guildo

    Sklaventum, kannst nicht ab?? Warum lebst du in Deutschland, wo 14-jährige Girls aus dem Ostblock als Huren wie Sklaven in Bordels gehalten werden… Weisst du, dass es in Brasilien in den entlegenen Haciendas immer noch Sklavenhaltung gibt? Das gleiche gilt für Argentinien. Dort sitzen Bolivianerinnen, Peruanerinnen in Hinterhofnähereien und müssen fürs Überleben Klamotten billig zusammennähen, die du als Touri, dann spottbillig auf den Touristenmärkten kaufst. Das wissen die meisten nur du nicht. Und fährst trotzdem hin, weil du dich nur oberflächlich interessierst. Oder hast schon mal bei einer Genitialverstümmlung zugeschaut? Nein, nur alles vom Hörensagen… Mag alles stimmen,, nur kannst das eine von dem anderen nicht trennen. Also Südamerika und Nordamerika kannst schon mal komplett streichen von deiner Reiseliste. Ich kann dich mit gross angelegten und geduldeten Sauereien , die in Kolumbien, Peru, Ecuador und allen anderen Ländern dort begannen werden, zuschmeissen. Vielleicht wird es etwas schwieriger in Kanada,, aber reiz mich und ich finde was.

    1. Ui, Guildo, jetzt hast Du aber richtig Druck abgelassen, hoffe Du fühlst Dich etwas besser. Offen gestanden finde ich Deinen Kommentar etwas wirr, sodass es mir schwer fällt genau zu erfassen, was Du konkret sagen willst: Ich versuchs mal. Soweit ich weiß, ist „Sklaverei“, Menschenhandel etc. in Deutschland vom Strafgesetz erfasst und wird auch – z.B. im Gegensatz zur legitimen Sklaverei in den arabischen Emiraten – tatsächlich bestraft Dass es offenbar genügend deutsche Männer gibt, die als aktive Nutznießer des Menschenhandels agieren, ist beschämend. Dennoch meinst Du die Frage, weshalb ich in Deutschland lebe, sicher nur rhetorisch. Was Südamerika angeht, müsste ich Deinen Aussagen nachgehen und recherchieren – stand und steht aber kurz- und mittelfristig ohnehin nicht auf meinem Reiseplan, daher irrst Du Dich mit Deiner Behauptung: „Und fährst trotzdem hin, weil du dich nur oberflächlich interessierst“. Deine Aussage: „Oder hast schon mal bei einer Genitialverstümmlung zugeschaut? Nein, nur alles vom Hörensagen“ verstehe ich nicht. Was ist Deine Botschaft? Ich müsste erst „zuschauen“ um den Wahnsinn zu begreifen? Oder wie? Und dann? Hm… Dabei versichere ich Dir, dass sich – außer perversen Sadisten – niemand wünscht, so etwas „live“ zu sehen – und da spreche ich aus Erfahrung. Der Schaden für die Seele kann nachhaltig sein, denn die bestialischen Bilder und Schreie jenseits Deiner Vorstellungskraft graben sich für immer ein. Zu Kanada vielleicht ein Tipp: Robben-Abschlachten. Subventioniert von der kanadischen Regierung. Oder ist das zu banal?

    2. says: Silvia Wölki

      Liebe Ines!
      Danke für diesen tollen Artikel. Ich halte es genauso, wie du. Ich fahre aus den gleichen Gründen, wie du, nicht in diese Länder. Du sprichst mir aus dem Herzen! Ich hoffe, dass du weiterhin am Ball bleibst und die Menschen hier zum Reiseboykott aufrufst. Viel Erfolg und Kraft wünsche ich dir.
      Liebe solidarische Grüße
      Silvia

        1. says: Raphaela

          Hi Ines!
          Ich finde deine Einstellung richtig und gehe völlig mit dir konform. Eher würde ich nie wieder irgendwo Urlaub machen als mein Geld in solche Länder zu tragen, um auch noch zu unterstützen, was die treiben. Lass dich nicht verunsichern und bleib deinen Prinzipien und deiner Seele treu.

          Auf meiner Blacklist stehen China, Japan, Vietnam, Indonesien, die Philippinen, Indien, Türkei, UAE, Saudi, Sudan, Kenia, Tansania, Spanien Festland, Malaysia

          Meine nächsten gebuchten Reiseziele sind Mosambik, Südafrika, Seychellen.
          Die nächsten in Planung Franz. Polynesien (Tuamotus), Palau und die Baja California (Mex).
          Weißt du über diese Regionen negatives, von dem ich nichts weiß?

          Oberste Priorität haben für mich Tier- und Umweltschutz (Weltmeere v.a.)

          Liebe Grüße
          Raphaela

  8. says: Lynn

    Hallo Ines,

    ich finde man sollte sich gut überlegen, welches Land man besucht und welches nicht. Insofern, gebe ich deinem Artikel zum Teil Recht. Aber eben auch nur zum Teil. Ich finde es sehr bedenklich, islamische Länder komplett über einen Kamm zu scheren. Bei einigen Staaten mag das durchaus ihre Berechtigung haben. In Marokko habe ich aber zum Beispiel auch einen ganz anderen Islam kennen gelernt. Frauen studieren dort Physik, fahren Roller oder dürfen Wählen… Ich finde es immer sehr gefährlich alles über einen Kamm zu scheren und das macht die Sache auch zu einfach.

    Des Weiteren finde ich eine Überlegung des Autors von Couchsurfing im Iran sehr gut. Genau wie er, habe ich mich gefragt, wie man es rechtfertigen kann, „in so ein Land“ zu fahren. Und natürlich unterstützt man mit seinem Geld auch die Regierung, aber!, gleichermaßen bringt man auch neue Gedanken zu den Menschen, Gedanken die möglicherweise etwas auslösen und längerfristig auch etwas verändern können. Und Schlussendlich ist die Regierung schlecht und nicht per se alle Menschen. Das man bei krasser Armut allerdings 6-Gänge Menüs genießt (als Beispiel), könnte ich nicht mit meinem gewissen aber auch nicht vereinbaren.

    Naja, wie man es dreht und wendet, es ist ein schweres Thema. Für mich persönlich sind deine Ansicht aber zu radikal. Ich frage mich dann auch, ob man guten Gewissens überhaupt noch reisen kann. Wenn man soweit geht muss man sich auch fragen, wie umweltschädlich zum Beispiel Flugreisen oder Kreuzfahrten sind…

    Trotzdem freue ich mich, das du dieses Thema angerissen hast. Es ist wichtig über den eigenen Horizont zu blicken, anderen Meinungen kennen zu lernen und vielleicht die eigenen auch zu revidieren. Außerdem ist die daraus entstandenen Diskussion sehr spannend!

    Liebe Grüße,

    Lynn

    1. Liebe Lynn, ich freue mich über Deine Gedanken zu meinem Artikel und kann nachvollziehen, dass Du meine Ansichten als „radikal“ empfindest – denn das sind sie, ziemlich weit weg vom „Mainstream“. Länder mit dem Islam als Staatsreligion mögen sich in Nuancen unterscheiden, ihr Repression gegen Frauen und Mädchen bleibt für mich in jedem Fall inakzeptabel. Marokko z.B. ist für mich aus eigener Erfahrung ein „No-Go-Land“: Vor Jahren – als meine „Blacklist“ in ihrer jetzigen Form noch nicht existierte – war ich für einen Tag in Casablanca. Ich erinnere mich noch gut daran, mit Kollegen im Taxi vom Hafen zum Basar zu fahren. Wir waren ca. eine halbe Stunde unterwegs, ohne eine einzige Frau auf der Straße zu sehen – nur Männer, vorwiegend in Gruppen. Die Hälfte der Bevölkerung einfach mal unsichtbar. Eingesperrt zuhause. Und weißt du, was das Verblüffende war? Meinen Kollegen ist das nicht mal aufgefallen – erst als ich sie darauf aufmerksam machte, fiel es ihnen wie Schuppen aus den Augen. Und sie waren schockiert, konnten es nicht fassen. Es ist also auch immer eine Frage der Sensibilität und des Fokusses. Später auf dem Markt, wurde ich zusammen mit zwei Kolleginnen derart massiv eingekreist und belästigt von einer Männerhorde, dass wir Todesangsangst hatten und zum Glück unser Taxifahrer die Szene von weitem gesehen beobachtet und uns da rausgeholt hat. Ich will nicht wissen, was sonst passiert wäre. Einzelfall? Nein, System! Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass Frauen wählen dürfen oder Roller fahren oder studieren: Das System ist faschistoid in seiner Misogynie und ich lehne es ab mit allen Konsequenzen. Punkt. Anders gleich sieht es aus mit den Verstümmelungsländern (Ägypten, Kenia, Gambia, Äthiopien usw.): Dort sind es in der Tat bis zu 95% aller Menschen, die bestialische Verbrechen begehen – mit Duldung durch die Regierungen natürlich, deren Vertreter diese Taten ebenso begehen.
      Da schrieb ich vorhin schon an Chrissy: „Wir haben es mit einer homogenen Gewaltkultur zu tun. Hart aber wahr! Und da interessieren mich die Meinungen und Rechtfertigungen der Täter herzlich wenig – genauso, wie mich „Meinungen“ von Vergewaltigern, Pädokriminellen und Verbrechern allgemein nicht interessieren. Ich setze einfach Prioritäten…anhand derer kann und will ich mich in solchen Gewaltsystemen nicht bewegen. Und ich frage mich wirklich, wie man sich derart abspalten kann, es dennoch zu tun als „Reisender“.“

      Ich glaube, es ist im Grunde relativ einfach, jene Aspekte zu finden, die persönliche „No-Gos“ sind und entsprechend zu handeln – . Und glaube mir, Lynn, es bleiben jede Menge Länder übrig…

  9. says: Chrissy

    Liebe Ines,
    mir ist die Problematik des Kulturrelativismuses durchaus bewusst und ich spreche mich in keinerster Weise dafür aus, dass Menschen aus unterschiedlichen Kulturen unterschiedliche Rechte zugesprochen werden. Doch dieser Pluralismus ist genauso problematisch wie der Eurozentrismus, der unsere Weltansicht als die einzig richtige darstellt. Meine Kritik war in keinster Weise dazu da, bestimmte Praktiken in anderen Ländern zu „verharmlosen“, sondern dich auf die sehr pauschalisierende und einseitige Darstellungsweise aufmerksam zu machen. Du reduzierst ganze Länder, eine ganze Nationen auf ein Problem. Wie in meinem Kommentar davor aufgeführt sind Menschen in ihren Ansichten und Handlungen aber nicht durchweg homogen. Schauen wir uns doch in Deutschland um, wie viele verschiedene Meinungen und Umsetzungen es zu Themen gibt, ob es einem persönlich nun gefällt oder nicht. Wir sollten uns lokale Stimmen aus der ganzen Welt anhören, anstatt immer nur die Sichtweise anderer westlicher Reisender zu wiederholen. Dabei werden Meinungen sein, die uns überraschen und Meinungen, die uns bestürzen- So wie eben in Deutschland auch. Durch die Kategorisierungen machst du es dir sehr einfach. Und wie gesagt, ja, Kritik ist angebracht, denn wir haben große Probleme in der Welt, aber ich frage tatsächlich nur nach dem wie.

    1. Liebe Chrissy – ich denke, allen Menschen die gleichen grundlegendsten Rechte (Recht auf Leben, Unversehrtheit usw.) zuzusprechen, ist kein Ausdruck von negativ besetztem Eurozentrismus – da geht es auch gar nicht um die Frage von „richtig“ oder „falsch“ sondern „leben“ oder „nicht leben“.
      Deinen Anwurf, ich reduzierte Länder „auf ein Problem“, weise ich zurück – denn natürlich sehe ich die von mir beschriebenen Probleme (=Ausschlusskriterien) im Kontext der ganzen Gesellschaft, der Normen- und Wertesysteme, mit denen ich mich seit Jahren befasse. Ich habe mich bewusst auf einige – aber keinesfalls ausschließliche – Punkte konzentriert, sonst müsste ich ein Buch schreiben 😉 Zur Homogenität: Selbstverständlich handelt eine Gesellschaft – wie Äthiopien – mit einer Verstümmelungsrate von gebietsweise über 90% „homogen“! Wir haben es mit einer homogenen Gewaltkultur zu tun. Hart aber wahr! Und da interessieren mich die Meinungen und Rechtfertigungen der Täter herzlich wenig – genauso, wie mich „Meinungen“ von Vergewaltigern, Pädokriminellen und Verbrechern allgemein nicht interessieren. Ich setze einfach Prioritäten – nicht zu verwechseln mit „reduzieren“ – und anhand derer kann und will ich mich in solchen Gewaltsystemen nicht bewegen. Und ich frage mich wirklich, wie man sich derart abspalten kann, es dennoch zu tun als „Reisender“. Und in einer Scharia-Diktatur existiert eine „homogene“ Unterdrückung von Mädchen und Frauen. Ganz andere Voraussetzungen als in Deutschland – mithin einer Demokratie und gewissen Meinungsvielfalt. Und diese Unterdrückersysteme lehne ich kategorisch ab und boykottiere sie in der Konsequenz. Das ist einfach, da stimme ich Dir zu. Aber es ist wirkungsvoll. Nach außen und nach innen.

  10. Du glaubst also ernsthaft, du erweist den unterdrückten Frauen dieser Welt irgendeinen Dienst, indem du nicht ihre Länder besuchst?

    Ich war für 5 Wochen im Iran und habe viele Frauen kennengelernt, und sogar den Sohn von Abdolfattah Soltani (ein berühmter Menschenrechtsanwalt, der seit vielen Jahren in Haft sitzt). Kein Iraner, egal wie stark er durch das Regime betroffen ist, würde jemals zu einem Tourist sagen: „Oh Gott, wie kannst Du nur unser schreckliches Regime durch deine Reise unterstützen?“ Das ist doch völlig hirnrissig. Die Iraner lieben Ausländer und freuen sich, dass sich die Welt endlich für die persische Kultur interessiert. Glaub mir, die Iraner brauchen dein pseudo-ethisch-korrektes Mitleid nicht.

    Hier ein Blogbeitrag über meine Begegnungen im Iran:
    http://aworldkaleidoscope.com/liebe-im-iran/

    1. Wenn ich es hirnrissig finde, dass Du die naheliegenden Zusammenhänge zwischen Reisen und Unterstützung repressiver Systeme „hirnrissig“ findest, ist wohl alles gesagt – auf Deinem Niveau. Aber trotzdem danke für den Link.

  11. says: Chrissy

    Hallo Ines,
    grundsätzlich finde ich es gut einen kritischen Beitrag zu verfassen. Auch ich habe häufig das Gefühl, dass auf den meisten Reiseblogs Länder sehr verklärt dagestellt werden. Natürlich kann man, wenn man nur ein paar Wochen durch ein Land reist, (wie das bei vielen ReisebloggerInnen der Fall ist), die Komplexität von POliktik, Gesellschaft und Kultur kaum genug begreifen, um differenzierte Kritik ausüben zu können- Es werden somit überwiegend die schönen und oberflächlichen Seiten thematisiert. Fraglich ist allerdings insgesamt, ob man als außenstehende, fremde Person, die weder mit dem Land noch mit den Gepflogenheiten vertraut ist, sich überhaupt anmaßen kann zu kritisieren. An diesem Punkt sehe ich auch die größte Problematik deines Beitrags: Du kritisierst Länder aufs Schärfste ohne dir tatsächlich ein Bild von der Lage gemacht zu haben oder dich in die Länder hereingedacht zu haben. Du hast dich vielseitig informiert und du verweist ja auch an vielen Stellen auf deine Quellen und natürlich sind Genitalverstümmelung und Tierquälerei extrem problematisch, aber du konstruierst eine sehr pauschalisierende Verknüpfung zwischen einem Land und einem (oder mehreren) Problemen. Dabei wird nicht beachtet, dass es auch Menschen in dem jeweiligen Land gibt, die möglicherweise diesselbe Ansicht haben wie du, dass es auch lokale Innitativen gibt, die etwas an der Situation ändern möchten, dass viele Locals regierungskritisch sind, dass es Menschen gibt sich sich bewusst gegen gesellschaftliche Konventionen stellen und vor allem, dass wir aus unserer westlich geprägten Perspektive vieles gar nicht verstehen können und den Hintergrund der erwähnten Problematiken nicht mit einbeziehen, sondern einfach urteilen. Diese Facetten kannst du gar nicht aufzeigen, da du nie persönlich in einem dieser Länder warst, du konstruierst dein Bild nur über die Berichte Anderer. Wenn du aus deinen eigenen Erfahrungen berichtest hättest, dass du die Männer in z.B. Dubai schrecklich fandest, dann würde ich deiner Ansicht viel mehr Gewicht zumessen. Ich finde es wirklich problematisch über Länder zu schreiben, zu denen du keinerlei Erfahrungen gemacht hast (weil du natürlich nicht hin willst- ein Teufelskreis). Möglicherweise wärst du über deine eigenen Erkenntnisse überrascht, wenn du dich wirklich mit den Menschen und der Komplexität auseinander setzen würdest.
    Wie gesagt: Ja, es sollte Kritik ausgeübt werden, es ist auf jeden Fall notwendig und wichtig auf Probleme hinzuweisen, aber wir müssen uns alle an der Nase packen und uns genau überlegen, wie, was und auf welcher Basis wir kritisieren. Zusätzlich dazu sollten wir Probleme nicht auslagern, grausamste Tierquälerei z.B. findet in deutschen Mastbetrieben tagtäglich statt und die meisten Deutschen Essen trotzdem Fleisch. Möglichst immer reflektieren und differenzieren: Nicht einfach, aber notwendig.
    Danke für diesen polarisierenden Beitrag!
    Liebe Grüße
    Chrissy

    1. Liebe Chrissy, danke für Deine ausführlichen Gedanken und Wertschätzung gegenüber dem Artikel und dem Thema an sich.
      In Deinem Zweifel, ob wir als „außenstehende, fremde Personen“ überhaupt befähigt und ermächtigt seien, die repressiven Zustände in anderen Ländern zu beurteilen und zu kritisieren, schwingt ein leider immer noch weit verbreiteter Kulturrelativismus, den ich seinerseits kritisiere, weil er anderen Menschen jene Rechte abspricht, die seine Vertreter als selbstverständlich in Anspruch nehmen, nur weil sie das Pech haben, einer „anderen Kultur“ anzugehören. Ich widerspreche Deiner Auffassung, ich müsste mir erst „vor Ort ein Bild machen“, um die Zusammenhänge und Zustände zu begreifen – denn wie ich bereits an Alexandra von Itinera Magica antwortete: „Um das Wesen eines Systems zu verstehen genügt ein Blick auf seine Rechtsgrundlagen, seine Urteile, seinen Umgang mit seinen Menschen“. Denn selbstverständlich besteht eine direkte Verknüpfung zwischen einem Land und seinen Problemen. Und meine Kritik richtet sich grundsätzlich an jene Massen-Gewaltphänomene, für die die jeweiligen Regierungen durch Duldung oder Förderung verantwortlich sind. Ich MUSS NICHT einer Genitalverstümmelung beiwohnen, um die Gewalttäter als solche zu benennen – oder die Gesellschaft in ihrer Pathologie zu begreifen und abzulehnen, die 90% solcher Gewalttäter hervorbringt, genauso wenig, wie ich das Abschlachten von Robbenbabies LIVE erleben muss, um den Sadismus dieser Taten zu kritisieren. Wir haben unsere Empathie genau dafür: Um solche Phänomene auch aus der Ferne zu verstehen und unsere Konsequenzen zu ziehen. Und was die Emirate angeht, zitiere ich noch einmal aus meiner Antwort an Itinera Magica – denn ich WAR dort: „Dabei ist z.B. die abartige Sklaverei allgegenwärtig und ja, ich habe es selbst gesehen bei meinem zwangsläufigen Zwischenstopp in den UAE vor Jahren auf dem Weg nach Asien: Auf dem Flughafen arbeiten ausschließlich asiatische Sklavinnen – einheimische Frauen? Fehlanzeige. Die traben höchstens im Harem, schwarz vermummt ihren Eigentümern hinterher – die sich selbstverständlich westlich modern kleiden. Alleine diese Bilder sind mit Verlaub so bedrückend, dass ich es nicht nachvollziehen kann, wie jemand mit einigermaßen Herz und Hirn das Bedürfnis verspüren kann, einen Fuß in dieses System zu setzen.“

  12. says: Maren

    Ines,

    man sollte nur über Dinge schreiben, die man aus eigener Erfahrung kennt. Auf den Malediven habe ich – und ich habe dort gearbeitet – nicht ansatzweise solche Zustände angetroffen, wie du hier beschreibst. Im Gegenteil: Junge, clevere Frauen, die gut ausgebildet waren, wussten, was sie wollten und das auch durchgesetzt haben. Ich schlage vor, du baust dort vor Ort deine Vorurteile ab, bevor du den nächsten Blog schreibst.

    1. Maren, lass mich raten: Du hast auf einer der Touristen-Scheinidyll-Inseln gearbeitet, von denen ich in meinem Artikel spreche. Da bekommst Du die repressive Realtität naturgemäß kaum mit – d.h. Du bist vor Ort und siehst sie dennoch nicht. Auf den „Einheimischen-Inseln“ und Malé siehts da schon anders aus. Und die „jungen, cleveren, gut ausgebildeten Frauen“ bekommen natürlich die ganze Wucht der islamischen Frauenverachtung zu spüren, wenn sie als Kind verstümmelt werden oder drakonische Strafen zu erwarten haben, sollten sie Opfer einer Vergewaltigung werden o.ä.

  13. says: Sabine

    Einer der besten Artikel, den ich seit langem über kritisches Reisen gelesen habe. Ich stimme Anja zu, dass er überfällig ist. Deine Gründe für die Entscheidung, in einige Länder nicht zu fahren, kann ich gut verstehen und nachvollziehen. Ich werde in Zukunft auch mehr darauf achten. Danke.

  14. says: Werner

    Hallo Ines, du hast sicher in vielem Recht und du sagst ja selbst, dass deine Maßstäbe aus deinem Bauchgefühl stammen. Deine Prioritäten sind nachvollziehbar und ich unterstütze deine Bedenken in Länder zu reisen, die die Menschenrechte und die Menschenwürde mit Füßen treten. Allerdings würde ich nicht soweit gehen wie du, strikt, und unter allen Umständen solche Länder zu meiden. Es geht beim Reisen auch um den Austausch von Meinungen, von Erfahrungen, von Eindrücken vor Ort. Wie sollen Menschen sich verständigen, wenn sie niemals zusammenkommen? Es geht mir nicht um Agitation, wenn ich in solche Länder reise, die politisch nicht korrekt sind, sondern um den Persönlichen Austausch mit Menschen, die nicht meiner Meinung sind, friedlich und mit gegenseitigem Respekt. Politisch gesehen nennt man das auch „Wandel durch Annäherung“. Wie soll man sich aber annähern können, wenn man nicht dorthin reist?

    1. Lieber Werner – um Missverständnisse zu vermeiden: Meine Maßstäbe setze ich natürlich aufgrund von Fakten und Informationen zu den Ländern. Der Bauch entscheidet dann lediglich, ob das Land anhand der jeweiligen Fakten auf der Blacklist landet oder nicht. Und da geht es – wie in meinem Artikel m.E. deutlich beschrieben – gar nicht nur um „äußeren Wandel“ sondern auch um die Wirkung auf mich. So will ich mich mit Gewaltverbrechern, die ihre Kinder verstümmeln, gar nicht „annähern“ – schon gar nicht mit „Respekt“! Das wäre absurd…

  15. Sehr interessantes Thema… Auch ich will zum Beispiel nicht in die Malediven, aus den Gründen, die du nennst. Aber manchmal ist es schwer, die Grenze zu ziehen, und ich frage mich, ob deine schwarze Liste nicht zu lang wird. Ich gebe dir ein Beispiel: die USA haben die Todesstrafe und es gab furchtbare Fälle von polizeilicher Gewalt gegen schwarze Männer. Sollen wir dieses Land vermeiden? Die Seychellen und Australien betreiben eine Naturschutzpolitik, die mich an das 3. Reich erinnert: alles, was nicht einheimisch ist, wird gnadenlos und brutal hingerichtet. Spanien verübt schreckliche Gräueltaten gegen die Jagdhunde, die man Galgos nennt, und mein eigenes Land, Frankreich, produziert „foie gras“ („fette Leber“, das einfach Tierquälerei ist) und genehmigt die blutigen, sadistischen Corridas. Sollte man Frankreich deswegen vermeiden – sollte ich mein eigenes Land verlassen? Bei manchen Ländern stimme ich nicht mit dir überein, zum Beispiel im Falle von den Vereinigten Emiraten. Die UAE sind auf keinen Fall Saudi-Arabien, sie gehören eigentlich zu den fortgeschrittensten, offensten Länder der arabischen Welt, und entwickeln sich in die richtige Richtung… und ich denke, es ist ein Fehler, ihnen den Rücken zu kehren, denn die Welt von morgen wird eher von ihnen gestalten, als von uns… Ich glaube auch, dass unsere moralischen Vorbehalte uns daran nicht hindern sollten, die Welt zu entdecken, besser zu verstehen, manche Vorurteile zu revidieren. Sind wir uns unser eigenen Moral denn so sicher? Manche Amerikaner, die ich kenne, aber extreme Vorurteile gegen Frankreich, und ich versuche ihnen immer zu sagen „kommt doch mal her, es ist nicht so, wie ihr glaubt“! Natürlich meine ich nicht, dass uns die Kinder der Malediven egal sein sollten und dass wir unbekümmert dahin baden sollten. Aber wenn ich die Weltkarte auf die Länder reduzieren würde, die meinen moralischen Vorstellungen 100% entsprechen, könnte ich nur noch nach Schweden und Finnland gehen. (Warum Schweden und Finnland? Feministisch gesinnt, tierlieb, offen. Dänemark, Norwegen und Island töten Walle.) Und ich will die Welt kennen und verstehen, so imperfekt und verbesserungsbedürftig sie auch sein mag. (Dazu bin ich auch Journalistin: wie kann ich die Welt verstehen und darüber berichten, wenn ich sie nicht sehe?) Danke auf jeden Fall für den interessanten Beitrag!

    1. Liebe ItineraMagica, ich stimme Dir vollkommen zu, dass es manchmal schwer ist, die persönliche Grenze zu finden. Bei mir entscheidet dann – nach sorgfältiger Abwägung der Infos – immer das Bauchgefühl. Und natürlich setzt jede/r andere Prioritäten – nur ist es eben m.E. wichtig, überhaupt welche zu haben. Zu Deinen Beispielen möchte ich gerne folgendes sagen: Ich kann Australien und die Seychellen für ihre rigide Quarantänepolitik nicht verurteilen – im Gegenteil: Das sind Inseln, deren Ökosysteme schon zu oft durch eingeschleppte (scheinbar harmlose) „Exoten“ zerstört wurden und werden, siehe z.B. hier: http://www.nzz.ch/newzzETO2UCNO-12-1.70201 Es geht um das Überleben der einheimischen Flora und Fauna – und da finde ich die Mittel verhältnismäßig. Corridas in Frankreich gehen gar nicht und sind beschämend. Dennoch ist es die Frage der Quantität, die für mich kein Blacklist-Land draus macht. Ähnlich mit der Stopfleber: Da habe ich es als Konsumentin direkt in der Hand, die Produkte abzulehnen. Doch so lange Franzosen und Deutsche die Leber essen, wird sie auch produziert werden – solange das nicht verboten ist. Ein Auswanderungsgrund wäre das für mich aber nicht. Die UAE verkennst du scheinbar – denn hinter der pseudo-fortschrittlichen Fassade sieht es ähnlich finster aus wie in Saudi-Arabien. Von „Entwicklung in die richtige Richtung“ keine Spur. Einige Beispiele habe ich ja verlinkt und könnte unzählige weitere posten. Es geht m.E. einfach gar nicht, das Geld zu diesen rückwärtsgewandten Scheichs zu tragen und die Sklaverei und Frauenunterdrückung damit zu unterstützen. Wenn Du den Artikel aufmerksam liest, wirst Du darin keine „Vorurteile“ finden sondern fundiert belegte Fakten, aufgrund derer wir informiert urteilen können. Und es geht keineswegs um die „Reduzierung der Weltkarte“ auf Länder, die unseren moralischen Ansprüchen zu 100% genügen – ich glaube, das habe ich auch deutlich formuliert – aber es geht darum, bestimmte Maßstäbe zu setzen für Schaden und Nutzen – hinsichtlich der Zustände in den jeweiligen Ländern und auch für uns selbst.

      1. Ach Ines, ich bin mit dir überhaupt nicht einverstanden, was die Naturschutzmethoden angeht. Du kannst es nicht schrecklich finden, dass die Chinesen Hunde essen, und es befürworten, dass Australien Dutzende Katzen tötet und Pferde vom Hubschrauber aus Pferde erschießt… Die Ökologen sind sich gar nicht einig über solche Methoden (ich weiß es, ich habe das studiert… in den UAE ;-)), sie sind sehr umstritten – sie entsprechen einer Ideologie der Reinheit, die ich extrem beunruhigend finde.
        Und was die UAE angeht… wer verkennt sie wirklich? Die, die in den letzten Jahren wiederholt und für längere Zeit dort war, nicht nur als Touristin, sondern als Studentin und dann als Journalistin, die dort einheimische Freunde hat (ja, Frauen), die Presse gelesen hat, das alltägliche Leben miterlebt – oder diejenige, die das Land nie betreten hat und es automatisch hassen möchte?
        In vielen Dingen stimme ich mit dir überein – aber du bist so extrem, so sicher, dass du Recht hast, und willst gar keine Nuanzen einsehen…die Welt ist aber komplizierter und vielfältiger.

        1. Alexandra – die ökologisch nachvollziehbare Dezimierung von eingeschleppten Arten, die katastrophalen Schaden an der einheimischen Tier- und Pflanzenwelt verursachen mit dem „3. Reich“ zu vergleichen, finde ich extrem und ideologisch – nicht umgekehrt. Da kommen wir auf keinen gemeinsamen Nenner.
          Dann die arabischen Emirate: Du verwechselt meine konsequente Ablehnung des faschistoiden Systems, das dort nachweislich herrscht mit „Hass“. Ich „hasse“ das Land nicht sondern ich betrachte die repressiven Zustände – die Entrechtung, Diskriminierung und Gewalt gegen Frauen und Mädchen, das unfassbare Ausmaß an Sklaverei und ordne sie entsprechend ein und ziehe meine Konsequenzen. Nicht mehr und nicht weniger. Du hast dort als weiße Ausländerin eine privilegierte Stellung genossen – in einem Ausländerghetto, schön mit Mauern und Zaun und so? Ich sage mal so: Russisches Roulette gespielt und Glück gehabt! Marte Deborah Dalelv und Alicia Gali und viele andere hatten weniger Glück und „durften“ am eigenen Leib den Frauenhass erleben. Um das Wesen eines Systems zu verstehen genügt ein Blick auf seine Rechtsgrundlagen, seine Urteile, seinen Umgang mit seinen Menschen – und das scheinst Du völlig auszublenden und meinst dennoch, Dich erhöhen zu müssen – umso mehr, als dass die von mir beschriebenen Taten wie auch die alltägliche Gewalt gegen Frauen größtenteils hinter „verschlossenen Türen“ stattfindet – direkt vor Deiner Nase, während Du in der schicken Mall auf ShoppingTour bist. Und dann feierst Du Dich dafür, Dich als Privilegierte in diesem kranken System bewegen zu „dürfen“. Hmmmm. Dabei ist z.B. die abartige Sklaverei allgegenwärtig und ja, ich habe es selbst gesehen bei meinem zwangsläufigen Zwischenstopp in den UAE vor Jahren auf dem Weg nach Asien: Auf dem Flughafen arbeiten ausschließlich asiatische Sklavinnen – einheimische Frauen? Fehlanzeige. Die traben höchstens im Harem, schwarz vermummt ihren Eigentümern hinterher – die sich selbstverständlich westlich modern kleiden. Alleine diese Bilder sind mit Verlaub so bedrückend, dass ich es nicht nachvollziehen kann, wie jemand mit einigermaßen Herz und Hirn das Bedürfnis verspüren kann, einen Fuß in dieses System zu setzen. So einfach. So klar. Für Nuancen bin ich offen und sensibel – aber das Grund-Setting muss stimmen…

        2. Da man in unseren Qualitätsmedien solche Berichte weitgehend vergeblich sucht, hier mal ein Artikel aus Sri Lanka – nachdem 40 getötete Haussklavinnen aus den arabischen Emiraten nach Sri Lanka zurückgeführt wurden: http://www.srilankaguardian.org/2010/05/shame.html: „Our house maids in the Middle East are not moribund old grannies. They are mostly young women. These are certainly not natural deaths. This is like body bags brought back from a war front. It is not a war front but more like a slaughter house. Our women, daughters of Mother Lanka, citizens by descent of the Democratic Socialist Republic of Sri Lanka are being mercilessly used, abused, tortured and butchered by moneyed but illiterate, inhuman, uncivilized, savage Bedouins. What is Sri Lanka doing about it? NOTHING! Shame on all of us!“

  16. says: Anja

    Hallo Ines,
    Ich teile deinen Artikel gerne. Ich finde das Thema war lange überfällig. Bei manchen Reiseberichten stehen mir echt die Haare zu Berge und das betrifft leider auch oft solche von Bloggern. Da ist die Rede von Authentizität und slow travelling, doch von Menschenrechten liest man so gut wie nie etwas.
    Liebe Grüße
    Anja

  17. says: Ulrike

    Wenn ich so nach Deinen Auswahl kriterien gehen würde, dann würde ich auch in Deutschland nicht bleiben wollen: Korruption, Benachteiligung der Frauen, Tierquälerei (Kükenschreddern), das gibt es hier in Deutschland viel zu oft. Auch in Deutschland werden Frauen beschnitten, auch in Deutschland vrschleiern sich Frauen, auch der Sklavenhandel ist in Deutschland nicht unbekannt, Kinder werden gequält, Hunde geschlagen, alles vor unserer eigenen Haustür!
    Ich empfinde es als extrem intolerant, wenn Du Länder so pauschal verurteilst. Du schreibst „Den Großteil der Touristenströme in besagte Länder sehe ich jedoch von Gedankenlosigkeit und Ignoranz getragen“. Danke auch für diese Pauschalisierung!
    Gerade Intoleranz wie Deine und mangelnde Achtsamkeit allen Menschen gegenüber macht die Welt immer schlimmer.
    Ich reise seit vielen Jahren nach China, habe jetzt die zunehmende Offenheit sich entwickeln sehen, das Interesse der Chinesen an Tierschutz wächst. Das sind natürlich Dinge, die Du in Deiner Ignoranz nicht siehst. Und den Unterschied zwischen dem Schlachten von Kälbern und Schweinen in einem deutschen Schlachthaus (nach einer Zeit in der unsäglichen Massentierhaltung hierzulande) und dem Schlachten von Hunden (die bei weitem nicht alle gequält und bei lebendigem Leibe gehäutet werden) , diesen Unterschied musst Du mir erstmal erklären.
    Wenn es nicht auch Reisende gäbe, die mit offenen Augen und mit viel Offenheit und Toleranz durch alle Länder reisen, dann gäbe es weniger Freundschaft zwischen den Völkern und noch mehr Kriege.
    Ne, je mehr ich mich mit Deinem Artikel auseinandersetze, desto übler wird mir.
    Trotzdem hole ich jetzt tief Atmen und wünsche Dir ganz im buddhistischen Sinne: Mögest Du Deinen Hass, Deinen Ärger, Deine Intoleranz überwinden! Mögest Du inneren Frieden finden!
    In Metta
    Ulrike

    1. Ulrike – da Du Dich auf Deinem Facebook-Profil (https://www.facebook.com/bambooblog?fref=ts) als bekennende Hunde(fr)esserin outest und Dich für Deine „Gastfreundschafts-Erlebnisse“ in Ägypten, Pakistan und Jordanien feierst, verstehe ich natürlich, dass Du Dich durch meinen Artikel „auf den Schlips getreten“ fühlst.
      Ich habe offen gestanden nur darauf gewartet, dass jemand wie Du – der sich von Leuten pampern lässt, die widerlichste Verbrechen begehen – um die Ecke kommt und den Zeigefinger gegen Deutschland erhebt und persönlich übergriffig wird. Das ist nämlich der typische Impuls, wenn es um unbequeme Fakten „woanders“ geht – und kommt meistens von Leuten, die sich außerhalb solcher Diskussionen einen feuchten Kehrricht darum scheren, was hier und anderswo schief läuft.
      Darüber hinaus macht all das, was Du „gegen Deutschland“ – was jedoch in Deutschland größtenteils geächtet wird und bestraft im Gegensatz zu den von mir genannten Ländern – die m.E. fundiert dargelegten Verbrechen in den besagten Ländern nicht besser oder akzeptabler.
      In einer Sache hast Du allerdings Recht: Ich BIN intolerant – und zwar gegenüber Intoleranten und Systemen wie den von mir beschriebenen, die auf Gewalt, Unterdrückung und Repression gründen – und wenn ich angefangen hätte, ALLE systemimmanenten Ausschlussgründe gegenüber China aufzulisten, hätte ich dem einen eigenen Artikel widmen müssen, weil es den Rahmen gesprengt hätte.
      Hole ich aber gerne mal nach.
      Wie auch immer – die „Logik der Toleranz“ – d.h. die Intoleranz gegenüber der Intoleranz führt zu Toleranz – macht meine Haltung zu einer wirklich toleranten (vgl. https://www.perlentaucher.de/essay/die-logik-der-toleranz.html).
      Toleranz gegenüber allem und jedem strebe ich gar nicht an, denn es handelt sich dabei um Dummheit, Denkfaulheit oder pure Ignoranz.

      1. says: Ulrike

        Ich habe bei meiner Arbeit in der Bahnhofsmission häufig mit all der Ungerechtigkeit, die es in Deutschland gibt, zu tun. Und mit dumpfen Rassisten auch. Bleib bei Deinen Kreuzfahrten, wo du ganze Fleischbuffets leer (fr)essen kannst.
        Ich wünsche Dir von ganzem Herzen, dass du eines Tages die Gastfreundschaft der Muslime kennen lernen wirst.
        Meine wunderbaren Erfahrungen aus 60 Jahren leben und reisen, können Leute wie Du mir nicht nehmen.
        Ich werde immer und gerne gegen Vorurteile und gegen Rassismus eintreten. Also auch gegen Menschen wie Dich

        1. Ulrike – ich verstehe schon: Du bist der Gutmensch, dem ich…auf den „Schlips getreten“ bin mit meinem unbequemen Artikel. Als Überbringerin unbequemer Fakten willst Du mich „bekämpfen“. Klar, was anderes bleibt Dir auch kaum übrig, weil sonst Dein „wunderbares 60 Jahre-Gebilde“ in sich zusammenfällt. Nur gut, dass jede/r nachlesen kann, dass es in meinen Ausführungen um fundiert belegte Fakten geht – und keineswegs um „Vorurteile“. Und die einzige Rassistin hier bist wohl DU – wenn Du meinst, es sei schon irgendwie in Ordnung, wenn Frauen und Kindern jene Rechte im Namen von (religöser) Unterdrückung abgesprochen werden, die Du selbstverständlich in Anspruch nimmst