Karibiktraum mit der „MS Insignia“: Von Miami nach Puerto Rico

Teil 1: INSIGNIA, Du Schöne!

Es ist November und schon verdammt kalt. Zum Glück sitze ich in der mollig-warmen Wartelounge des Hamburger Flughafens und beobachte, wie die letzten Koffer ihren Weg antreten in den Bauch des Flugzeuges, das mich nach Miami bringen wird – den Ausgangsort einer lang ersehnten Reise: 12 Tage an Bord der MS INSIGNIA (ich werde sie einfach INSIGNIA nennen) von Oceania Cruises durch die karibische Inselwelt, von Miami nach San Juan (Puerto Rico). Als die Maschine schließlich zum Boarding freigegeben wird, blicke ich noch einmal in den grauen Nebel, der bei frischen sechs Grad in leichten Nieselregen übergeht und muss schmunzeln beim Gedanken, wie wenig mir das Schmuddelwetter doch fehlen wird.

12 Stunden später blinzele ich durch die Fensterscheibe des rasanten gelben Taxis, das mich über den Ocean Drive chauffiert, in die gleißende Mittagssonne und kann es kaum erwarten, Jeans und Mantel gegen Bikini und FlipFlops einzutauschen.

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Nach einem perfekten Tag in Miami freue ich mich auf das Schiff. Erfüllt von Vorfreude fahre ich am frühen Nachmittag mit dem Trolley – einem offenen Bus, der an eine Bimmelbahn erinnert – von Downtown bis zum Cruise-Terminal, wo mir freundliche Gepäckträger noch vor der Tür den Koffer abnehmen. Dort wartet er dann geduldig mit rund 1.200 anderen Gepäckstücken, um zu meiner Kabine an Bord gebracht zu werden. Eine logistische Meisterleistung, die dabei in nur wenigen Stunden vollbracht wird!

Innerhalb von 10 Minuten habe ich Sicherheits-Kontrolle und Check-In hinter mich gebracht und überquere, mit meiner Kabinenkarte ausgestattet, die Brücke, die vom Terminal direkt zur Rezeption der INSIGNIA auf Deck 4 führt. Auf halbem Weg halte ich inne, um den ersten Eindruck des Schiffes auf mich wirken zu lassen: Strahlend weiß, frisch und makellos liegt sie da, die INSIGNIA, die zwei Jahre lang als COLUMBUS 2 für Hapag Lloyd auf den Weltmeeren unterwegs war und erst im Frühjahr 2014 zur Flotte von Oceania Cruises zurückkehrte. Die 16 Jahre, die sie bereits auf dem Bug hat, sieht man ihr nicht an. Schließlich hat Oceania Cruises ihr eine „Frische-Kur“ für 50 Millionen Dollar spendiert und sie und ihre Schwesternschiffe REGATTA und NAUTICA quasi komplett renoviert.

Ein paar Gabelstapler fahren umher und verschwinden mit ihrer Ladung im Frachtraum. Ich beobachte das geschäftige Treiben eine Weile, bevor ich schließlich an Bord gehe.

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Herzlich werde ich an der Rezeption begrüßt und finde schnell den Weg zu meiner Concierge-Balkon-Kabine 7094 auf Deck 7. Aaaah – gemütlich und luxuriös 🙂 Schreibtisch und Schrankmöbel aus dunklem Holz bilden einen hübschen Kontrast zu den hellen Wänden. Eine kleine Sitzecke mit Sofa und Glastisch rundet das Interior wohnlich ab. Und der Balkon wird sicher mein Lieblingsplatz. Eine Flasche Champagner steht in einem Kübel klirrender Eiswürfel zur Begrüßung bereit. Das Highlight jedoch ist das Bett, ein nagelneues „Prestige Tranquility Bett“. Das kenne ich schon von der „großen Schwester“, der RIVIERA, auf der ich bereits zuvor gereist bin. Jeden Abend wird es ein Fest sein, auf diese Matratze aus 400 verkapselten Federn und Memory-Schaum zu sinken und wie auf einer Watte-Wolke zu schlummern 🙂

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Dann klopft es an meine Kabinentür. Ich öffne und schaue in zwei freundlich lächelnde Gesichter, die sich mir vorstellen als Switlana, ab sofort meine Kabinen-Stewardess aus Litauen und Riva, ihr Assistent von den Philippinen. Wann immer ich etwas bräuchte, könnte ich sie anrufen. Die Beiden werden mir im Laufe der Reise und bei vielen netten Plaudereien sehr ans Herz wachsen.

Ein kleiner Hunger meldet sich und so beschließe ich, einen Happen zu essen, bevor ich meinen Koffer auspacke. Draußen möchte ich sitzen, denn die Sonne scheint von wolkenlosem Himmel. Im „Terrace Café” am Heck auf Deck 9 finde ich den perfekten Platz unter einem großen Sonnenschirm und genieße Roastbeef, frisch gegrillten Lachs und leckeren Salat mit Blick auf die fast surreale Kulisse von DownTown Miami.

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Bei einem kleinen Rundgang möchte ich anschließend sehen, was die INSIGNIA alles zu bieten hat. Und es gefällt mir auf Anhieb: Edle Materialien, kräftige Farben, dunkles Holz, leuchtende Teppiche, jede Menge Antiquitäten sowie geschmackvoll arrangierte Kunst und Skulpturen verteilen sich auf 181 Metern Länge, 25 Metern Breite und 11 Decks. Und obwohl das Schiff mit diesen Maßen neben den heutigen Mega-Linern mit 3.000 und mehr Gästen fast wie ein Zwerg anmutet, überrascht mich die Weitläufigkeit und Großzügigkeit der Räume einschließlich Restaurants und Bars, in denen nie Gedränge oder Enge herrschen wird. Auch am Pool gibt es viel Platz und immer eine freie Liege – oder noch besser einen mega-bequemen Lümmelplatz auf einem der neuen balinesischen Betten.

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Um 17:00 Uhr heißt es endlich „Leinen los!” und die INSIGNIA sticht in See. Mit beschwingter Live-Musik und einem fruchtigen Cocktail erlebe ich gemeinsam mit 650 anderen Passagieren die Ausfahrt durch den Containerhafen, vorbei an der privaten Luxusinsel Fisher Island und der Südspitze von Southbeach, während die Sonne geradezu kitschig-schön untergeht und zusammen mit Miamis Skyline langsam am Horizont verschwindet. Zwei Tage auf See und 635 Seemeilen bis zur ersten Karibikinsel St. Maarten liegen nun vor uns.

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Der nächste Morgen hält einen beeindruckenden Sonnenaufgang bereit und ich fasse den Entschluss, meinen Jetlag, dem ich dieses Erlebnis verdanke, so lange wie möglich auszukosten. Nach dem Frühstück steht mir der Sinn nach Wellness, also auf zum Canyon Ranch SPA-Club auf Deck 9. Erst lockern Massagedüsen im heißen Thalasso-Pool meine Muskeln, dann schwitze ich eine Weile im Dampfbad und lass mich schließlich auf einem breiten Bett unter dem Sonnensegel mit Blick auf das Meer und den Horizont in völlige Entspannung gleiten.

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Ich hätte nichts dagegen, wenn die Zeit jetzt stehen bliebe. Stattdessen vergeht sie wie im Flug und schon wenige Stunden später ist es vorbei mit dem süßen Nichtstun. Denn der Kapitän lädt zu einem Empfang und da will ich mich noch ein bisschen aufhübschen – die Betonung liegt auf will, denn im Gegensatz zu vielen traditionellen Kreuzfahrtschiffen herrscht kein Gala-Dresscode sondern es ist immer leger-schicker Stil gefragt. Finde ich super, denn mit steifen Kleidungsvorschriften kann ich nichts anfangen, schon gar nicht im Urlaub.

Kapitän Jurica Brajcic begrüßt am Eingang der INSIGNIA-Lounge jeden Passagier mit einem freundlichen Händeschütteln, bevor er gemeinsam mit seinen Offizieren die Bühne betritt und sich und seine Mannschaft vorstellt. Bei ihm sind wir in sicheren Händen, daran besteht kein Zweifel. Seit fast 10 Jahren steuert er die Schiffe von Oceania Cruises und ist Träger des „Blauen Bandes”, das ihm für die Rettung von Leben auf See verliehen wurde, nachdem er 2008 die NAUTICA und ihre Passagiere vor einem Angriff somalischer Piraten in Sicherheit brachte.

Bei einem Glas prickelnden Champagners und raffinierten Häppchen schließe ich erste Bekanntschaften mit meinen überwiegend amerikanischen und kanadischen Mitreisenden, z.B. Don und Ann aus Alberta/Kanada, die genau wie ich der winterlichen Frische entflohen sind. Mit diesem wunderbar kurzweiligen Abend klingt ein entspannter erster Seetag aus und zufrieden und glücklich freue ich mich auf das fluffige Prestige Tranquility-Bett.

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Am zweiten Tag auf See widerstehe ich der Versuchung des erneuten Faulenzens und besuche das bestens ausgestattete Fitness-Studio. Dort stemme ich ein paar Gewichte und strample fleißig auf einem Hometrainer. Mit Blick aufs Meer, versteht sich. Danach drehe ich 13 Runden auf dem Sport Deck und lege so eine Seemeile zurück.

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Nach so viel Bewegung brauche ich eine Stärkung und gönne mir im „Waves Grill“ am Pool meinen Lieblingsburger, den „Kobe-Burger” mit gegrilltem Wagyu-Beef und schwarzer Trüffelsauce. Einfach köstlich!

Überhaupt ist das Essen schlichtweg der Wahnsinn. Oceania Cruises wirbt ja damit, die „finest Cuisine auf See“ zu servieren – und verdammt – die haben Recht. Egal wo und zu welcher Tageszeit – das Essen hat Sterne-Niveau. Da gibt es den schon erwähnten „Waves Grill“, wo tagsüber leckerste Burger und Sandwiches zubereitet werden nebst knackiger Salate. Und es gibt eine Eis-Bar mit vielen verschiedenen, frisch hergestellten Sorten. Dem göttlichen Blutorangen-Campari-Sorbet kann ich nur selten widerstehen und gebe mir hin und wieder eine Kugel 🙂

Ach – und dann die TeaTime! Zwischen 15:00 und 16:00 Uhr. Insignia-Lounge am Bug des Schiffes. Warme Scones mit Clotted Cream und Konfitüre. Küchlein, Torten, Sandwiches, Eclairs und Canapés. Dazu die feinen Klänge eines Streichquartetts und der Blick aufs Meer durch die bodentiefen Panoramafenster. Paradies 🙂

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Im edlen „Grand Dining Room“ wird jeden Abend ein wechselndes 4-Gänge-Degustations-Menü serviert und eine delikate Auswahl an Vorspeisen, Suppen, Salaten, Hauptgerichten und Desserts zum Selbst-Zusammenstellen.

Außerdem laden zwei Spezialitäten-Restaurants ein zum Schlemmen: Das „Toscana“, in dem überlieferte sizilianische Familiengerichte kredenzt werden und der „Polo Grill“ mit zünftigen Grillspezialitäten.

Einen dicken Pluspunkt gibt es dafür, dass keine Extra-Kosten anfallen, wenn ich in den Spezialitätenrestaurants dinieren möchte. Lediglich eine Reservierung ist gefragt.

Mein absolutes Lieblingsrestaurant ist aber das Terrace Cafe – das Buffetrestaurant am Heck des Schiffes. Hier gibt es morgens ein reichhaltiges Frühstücksbuffet, mittags Lunch und abends a.) das leckerste Sushi (neben dem vom Henssler & Hennsler in Hamburg) und b.) die köstlichsten Grillgerichte – vom Filet bis zum Lobster – à la Minute zubereitet. Und das Schönste ist: Genießen kann ich draußen, mit dem dem karibischen Sternenhimmel über mir und der schäumenden Gischt des Meeres unter mir. Ach, ist das schön!

Am Abend sehe ich mich noch ein bisschen um in der mondänen Bibliothek – in der mehr als 2.000 (englisch-sprachige) Bücher – von Reiseführern über Atlanten, Bildbände und Bestseller bis hin zu klassicher Literatur – für Leseratten jeden Alters bereits stehen. Auf den meisten Kreuzfahrtschiffen, mit denen ich bisher unterwegs war, herrschte oft gähnende Leere in den Bibliotheken. Nicht so auf der INSIGNIA – hier ist der Raum zu fast jeder Tageszeit gut besucht. Und das wundert mich nicht, denn ich finde ihn wunderschön mit seiner leuchtenden Glas-Decke und den einladenden Sesseln und Sofas.

Jetzt bin ich richtig müde und freue mich auf mein kuscheliges Bett.

Ausgeschlafen möchte ich sein – denn morgen heißt es zum ersten Mal auf dieser Reise „Land in Sicht!“

Ob und wie mich all die exotischen Inseln – wie St. Maarten, Grenada, Dominica, Martinique, St. Barth, Antigua, Barbados und Tortola -begeistern, erfährst Du hier.

Fotos: (c) Ines Laufer

Oceania Cruises sage ich von Herzen DANKE für die Unterstützung dieser traumhaften Reise.

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3 Comments

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  1. says: Sabine

    Da bekommt man Lust auf eine Kreuzfahrt, ganz im Ernst. Ich finde das Schiff auch super schön und finde toll, dass es nicht so riesig ist. So ein Reisenschiff wäre nichts für mich. Bin jetzt gespannt, wie es weiter geht und wie die inseln sind. Danach packe ich bestimmt meine Koffer.

    1. Liebe Sabine, die Insiginia ist wirklich ein Traumschiff und richtig gemütlich. Bitte hab’noch ein bisschen Geduld bis zum Folge-Artikel, der wird voraussichtlich Ende der Woche kommen. Leg’doch bis dahin schon mal Deinen Koffer bereit 😉