Es ist Januar. In Deutschland kündigen sich die beiden kältesten Wochen des Jahres an und ich begreife, dass es keinen besseren Zeitpunkt gibt, dem tristen, kalten Wintergrau zu entkommen als jetzt. So fiebere ich voller Vorfreude der 7-tägigen Kreuzfahrt rund um die kanarischen Inseln mit „Mein Schiff 4“ entgegen, dem 625 Millionen Euro teuren neuesten Mitglied der Flotte von TUI Cruises, dessen Jungfernfahrt erst wenige Monate zurück liegt.
Mit dem Flieger gehts erstmal in rund fünf Stunden nach Las Palmas. Die Hauptstadt Gran Canarias erwartet mich mit wärmenden Sonnenstrahlen und angenehmen 23 Grad. Herrlich, die Sonnenbrille endlich wieder mal zum Einsatz zu bringen. Dann nur noch einen 30-minütigen Transfer absolvieren und ich erreiche den Hafen. „Mein Schiff“ liegt bereits an der Pier und nimmt geduldig, nach und nach die knapp 2.500 Passagiere auf, die diese Reise ebenfalls gebucht haben. Es ist wirklich eine imposante Erscheinung – mit fast 300 Metern Länge und 30 Metern Höhe (15 Decks).
Meine Kabine – eine schicke, super-gemütliche Juniorsuite – befindet sich auf Deck 10. Von dem großzügigen, verglasten Balkon aus habe ich eine tolle Sicht auf Las Palmas. Jetzt erstmal ein Häppchen Obst und ein Sektchen, doch ich kann es kaum erwarten, endlich abzulegen und nur noch den weiten Horizont des Atlantiks zu sehen.
Bei meinem ersten Rundgang über das Schiff staune ich über die zahlreichen Kunstwerke, die mir mir auf Schritt und Tritt begegnen. Für mehr als drei Millionen Euro hat die Reederei rund 6.000 Werke zeitgenössischer Kunst an Bord installiert. Meine „Lieblinge“ sind dabei die lustigen, dickbäuchigen Holzfiguren von Jonas Kötz, die ausdrücklich angefasst werden sollen sowie die beleuchteten Retro-Fotoinstallationen in Bullaugen-Optik in den Treppenhäusern.
Am späten am Abend heißt es dann „Leinen los!“ Bis dahin habe ich schon ein leckeres Filet mit Senfkruste im Restaurant „Atlantik“ dinniert. Wählen kann ich hier zwischen zwei 5-Gänge-Menüs (einem Schlemmermenü und einem „Fit und Gesund“-Menü mit leichten Gerichten). Wie die meisten Restaurants auf „Mein Schiff 4“ gehören im „Atlantik“ sowohl das Essen als auch die Getränke zum Premium All-Inclusive-Konzept, d.h. selbst für den Aperitif, Wein oder „Cocktail danach“ fallen keine zusätzlichen Kosten an. Nach dem Essen beeile ich mich, das Auslaufen des Schiffes vom Pool-Deck aus zu erleben. Danach freue ich mich erstmal auf das Bett…
Der Wecker klingelt um 06:15 Uhr. Ja, das ist ziemlich früh, zumal ich eigentlich ein richtiges Murmeltier bin und am liebsten gaaaanz lange schlafe. Aber da ist dieser magische Moment, den ich auf keinen Fall verpassen will: Der Sonnenaufgang über dem Meer. Zuerst färbt sich ein Streifen am Himmel leicht grau, dann orange, dann rot und dann hebt sich die Sonne langsam über den Horizont. Als Stadtmensch erlebe ich dieses Schauspiel nie – egal wie früh ich aufstehe – ganz einfach deshalb, weil es da keinen Horizont gibt. So hülle ich mich in den kuscheligen Bademantel, lass die kabineneigene Nespressomaschine einen frischen Café Créma in meiner Lieblinssorte „Livanto“ brühen, setze mich auf den Balkon und lass mich verzücken. Glück kann so einfach sein!
Gegen 07:30 Uhr bin ich fix und fertig angezogen, geschminkt und „ready for the day“. Auf dem Sport-Deck joggen etliche Frühaufsteher an mir vorbei und drehen motiviert ihre Runden. Hut ab! Ich gehe lieber frühstücken 🙂 Im „Atlantik Brasserie“ – dem französisch angehauchten Teil des Atlantik-Restaurants – ergattere ich einen der begehrten Fensterplätze. Hier lass ich mir – im Gegensatz zu den Buffetrestaurants – das Petit Déjeuner à la carte servieren, während der fast spiegelglatte Atlantik träge vorbeizieht. Kaum habe ich Spiegelei, Croissant und Obstteller verputzt, haben wir auch schon den ersten Hafen der Reise erreicht: Madeira. Zwei ganze Tage werden wir in Funchal – der Hauptstadt der portugiesischen Blumeninsel – bleiben. Am Himmel dominieren leider graue Wolken, es regnet immer mal wieder. Das macht mir ein bisschen Sorge, weil ich am Nachmittag einen Ausflug gebucht habe: Eine Wanderung entlang der berühmten Levadas. Das sind alte Bewässerungskanäle entlang der Berghänge, inmitten Madeiras üppiger Natur, die noch heute genutzt werden. Als wir mit dem Bus losfahren Richtung Norden, gießt es in Strömen. „Pech gehabt“ – denke ich und stelle mich schon auf eine Schirm-Wanderung ein. Doch dann – kurz vor dem Startpunkt des Spaziergangs – reißt der Himmel auf, zeigt sein schönstes Blau und lässt der Sonne freien Lauf. Danke! Die Wanderung dauert knapp zwei Stunden und ist ein einmaliges Naturerlebnis. Hinter jeder Kurve eröffnen sich neue spektakuläre Aussichten über gewaltige Schluchten, verträumte Dörfer und den Atlantik. Es duftet intensiv nach Blüten, Eukalyptus und Wacholder, die Luft ist frisch und klar. OK, ich werde unbedingt wiederkommen müssen, um den Rest der insgesamt 2.500 Kilometer Levadas zu erwandern 🙂
Am Abend heißt es „Showtime“! Nun wird ja jeden Abend die Bühne von „Mein Schiff“ gerockt, aber auf dieser Reise wird exklusiv die rasante „Rockabilly-Show“ des GOP Varieté-Theaters geboten. Zu coolen 50er Jahre-Beats gibts Artistik, Comedy, und „Elvis“. Gute Laune pur! Am nächsten Tag treffe ich einige der Künstler an Deck und gewinne sie für ein paar spontane Fotospäße. Danke und Cheers, Jungs!
Die nächste Insel ist La Palma und wir erreichen die Hauptstadt Santa Cruz pünktlich zum Sonnenaufgang. Der ist heute besonders spektakulär und taucht das Städtchen und die angrenzenden Berge in roségoldenes Licht.
Ich bummel durch die hübsche Altstadt, entlang der Hafenprommenade und freue mich danach auf ein paar Stunden Sonne-Tanken am Pool. Ist das schön – besonders mit dem Wissen, dass zuhause gerade Minusgrade herrschen.
Den kommenden Tag kann ich kaum erwarten, denn zum ersten Mal werde ich mit einem eBike fahren, yeah! In Teneriffa. Diesen Ausflug in einer überschaubaren Gruppe von 10 Leuten habe ich direkt an Bord gebucht. Das Bike stelle ich auf „maximale Schubkraft“ ein bin restlos begeistert, mit welcher Leichtigkeit ich eine Geschwindigkeit von 25 km/h erreiche, hui. Ohne große Mühe geht es hinauf auf einen steilen Berg. Phantastischer Blick auf Santa Cruz und den Hafen! Dann Abfahrt den Berg hinunter – gut, dass die Bremsen 1a funktionieren 🙂 Eine kurze Tour durch die Stadt mit Kaffeepause gibts danach und als krönenden Abschluss die Fahrt zum Playa las Teresitas, dem bekanntesten und schönsten Strand Teneriffas. Nur ungern gebe ich das Bike am Ende der Tour wieder zurück. Hätte es am liebsten eingepackt und mit nach Hause genommen.
Die Zeit vergeht wie im Flug – mit so viel Kurzweiligkeit, jeden Tag in einem anderen Hafen und mit neuen Eindrücken – sodass viel zu schnell die letzte Etappe der Reise vor der Rückkehr nach Gran Canaria erreicht ist: Puerto del Rosario, Fuerteventura. Das beste kommt zum Schluss. Fuerteventuras Landschaft und Natur mag etwas karg ausfallen, aber die Insel hat mit Abstand die schönsten Strände der Kanaren. Mich zieht es in den Norden, nach Corralejo und dem gleichnamigen Naturpark mit seiner imposanten Dünenlandschaft. Am Taxistand vor dem Hafengelände finde ich ein Ehepaar und eine ältere Dame, ebenfalls Passagiere auf „Mein Schiff“, die mit mir eine Fahrgemeinschaft bilden möchten. Einfach super, die 35,-Euro für eine Strecke auf reichlich 8,-Euro pro Person zu reduzieren und dabei noch nette Menschen kennenzulernen. Der Strand ist ein Traum, kilometerlang, breit und feinsandig. Es sind nur wenige Touristen unterwegs, was vielleicht auch an dem empfindlich kühlen Wind liegen mag, der uns alle ordentlich durchpustet und wohl nur die zahlreichen Kitesurfer beglückt. Wir vier beschließen, den Tag gemeinsam zu verbringen und „retten uns“ vor der steifen Brise in die wunderbar geschützte Pool-Oase des Hotels Tres Islas. Obwohl wir keine Hotelgäste sind, werden wir freundlich empfangen und dürfen den ganzen Nachmittag in der gepflegten Anlage verbringen. Ein „Aaaaahhh-Erlebnis“ ist der nördliche Ausgang des Hotelgartens, bei dem man durch eine riesige verglaste Wand zum Strand gelangt.
Ein bisschen Wehmut packt mich, als „Mein Schiff“ nach einer Woche wieder an der Pier in Las Palmas anlegt. Ich wäre gerne noch weiter gefahren, aber ich steige mit einem Koffer voller wunderbarer Erlebnisse und Momente in den Flieger, der mich zurück in den Winter bringt. In die kältesten Wochen des Jahres…
Fotos: (c) Ines Laufer
Mein herzlicher Dank geht an TUI Cruises für die Einladung zu dieser tollen Reise!
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